Das Gordon, Restaurant-Record-Store in Berlin- Neukölln, in dem ich sowohl Inhaber als auch Chefkoch bin, ist ein bisschen wie Tel-Aviv und Berlin selbst: ein Melting-Pot, in dem verschiedene Geschmäcker, Genres und Menschen zu Hause sind. Teil meiner Kultur ist eine Gastfreundschaft und Teilfreudigkeit: es macht mir Spaß, meine Passionen mit anderen Menschen zu teilen. Was uns verbindet? Die Freude an moderner, raffinierter israelischer Küche mit Twist, am gegenseitigen Austausch, am Teilen schöner Momente, guten Essens und feinster elektronischer Musik, ausschließlich im Original, auf Vinyl natürlich.

Alles begann vor 22 Jahren: mit einem Jungen in Tel-Aviv, 15 Jahre jung, der zur Musikschule ging, dort seine Liebe zur elektronischen Musik entdeckte und einen Freund fürs Leben fand. Doron Eisenberg, der meine zwei größten Passionen mit mir teilte: Musik und Essen. Doron ist heute mein Businesspartner im Gordon. Wir beide, das ist die längste, funktionierende Beziehung meines Lebens. Wir sind mehr als beste Freunde. Wir sind Familie, wie ein altes Paar, seit 1998 gehen wir unseren Weg jetzt schon gemeinsam.

Gemeinsam gründeten wir im Jahr 2007 Legotek, das erste deutsch-israelische seiner Art, das sich auf die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen israelischen und deutschen Künstlern fokussiert. Der Name ist Programm: Wir haben unsere Träume, unsere Visionen, unsere Welt mit unseren eigenen Händen rund um die Musik erbaut. Daher auch der Name, Gordon: Er geht zurück auf die Gordon-Street in Tel-Aviv, der Ort, an dem musikalisch alles für mich begann.

Warum ausgerechnet ein Restaurant? Die israelische Küche hat eine lange Geschichte, die Wurzeln schlägt. Du kannst nicht in Tel-Aviv leben und dich nicht fürs Kochen interessieren. Küche ist überall: die Gerüche und Gewürze auf den Straßen, an den Ständen, die Essen in der Familie, in der alle alles miteinander teilen. Diese Erinnerungen haben mich geprägt und sie wollte ich mit nach Berlin in mein eigenes Restaurant nehmen – aber gleichzeitig neu interpretieren. Ich koche nicht bloß Essen, ich koche Gefühle, Geschichten, Eindrücke, Erlebnisse. Ich koche den Geschmack meiner Erinnerungen.

Im Gordon versuche ich, der israelischen Küche meiner Kindheit, die Zukunft zu weisen, Orient und Okzident zu fusionieren, sie hier und da zu dekonstruieren, aber ihrem Kern, ihrem Herzstück – der ungeheuren Vielfalt an Gewürzen, Düften und Aromen – treu zu bleiben. Deshalb gibt es Basics, die jeder kennt, wie Hummus, Blumenkohl, mal als Creme, mal geröstet, Aubergine, Shashuka, aber auch eigene Kreationen, Experimente oder Abwandlungen von Klassikern.

Die Gerichte im Gordon basieren auf meinen Kindheitserinnerungen: den Gerüchen und Gewürzen, mit denen ich aufgewachsen bin. Malawach zum Beispiel, frittiertes Brot, einem Pfannkuchen ähnlich, ist ein Grundnahrungsmittel jemenitischer Juden. Es erinnert mich an meine Oma, die mir immer Malawach zum Frühstück gemacht hat. Ich denke die Gerichte meiner Kindheit neu und mache aus ihnen Geschmacksfusionen, mal mit Einflüssen aus dem Libanon, wie zum Beispiel dem libanesischen Frischkäse, dem Labneh, mal mit Inspiration aus dem Jemen. Es gibt bei uns Hummus Bolognaise, die von innen kuschelig-wohlig sättigt und wärmt, wie eine Umarmung und mich den kalten Berliner Winter besser wegstecken lässt oder dekonstruierte Schokokuchen mit Pistazie. Ich nehme die Basics und koche sie ins nächste Level.

Dasselbe gilt für die Cocktails. Wir servieren unsere eigene Version des Manhattan, den Israeli Manhatten oder den Israeli Dessert mit Dattelsirup und crumble. Auf einmal bist du dir nicht mehr ganz sicher, ist es ein Cocktail, ist es Dessert, ist es Pie? Was heute Dessert ist, kann morgen Cocktail sein – ich habe Lust, mich weiterzuentwickeln, dazu zu lernen, morgen besser als heute zu sein.

Nir Ivenizki
Gordon restaurant & records
Allerstraße 11
12049 Berlin-Neukölln.

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