Ich hab's gemacht: Ich bin auf Weltreise! Wie das später mal in meinem Lebenslauf aussieht? Darüber habe ich mir ganz bewusst keine Gedanken gemacht. Wenn man erst anfängt zu grübeln, findet man viele Gründe, die dagegen sprechen und fährt womöglich doch nicht.

Eigentlich wollte ich ja fünf Jahre lang quer durch die Welt reisen. Nun ja, jetzt werden es wohl so zwei bis drei Jahre, aber immerhin. Endlich bin ich unterwegs – so, wie ich es mir schon lange gewünscht habe. Ich bin jetzt 25 Jahre alt. Nach meinem Studium der Sozialen Arbeit habe ich eineinhalb Jahre in meinem Heimatland Kanada gearbeitet, um etwas Geld für die Reise zu verdienen, aber hauptsächlich, um meinen Studienkredit zurückzuzahlen. Mit dem Rest, ungefähr 11.000 US-Dollar, bin ich im Januar auf Hawai mit meiner Weltreise gestartet. Um möglichst lange unterwegs zu sein, werde ich immer mal wieder arbeiten. Für Backpacker wie mich gibt es immer kleinere Arbeiten, die dann zum Beispiel durch kostenlose Unterkunft, Verpflegung und teilweise sogar durch Bezahlung entschädigt werden. Die Jobs finde ich auf Internetseiten wie Workaway oder ich frage einfach vor Ort nach.

Nach einem Monat in Kolumbien ging es für mich weiter nach Ecuador. Zurzeit arbeite ich in einem Strandhotel in Canoa, das ist an der Pazifikküste von Ecuador. Meine Schicht beginnt morgens um acht, die Aufgaben sind easy: Fegen, Umkraut jäten, Gäste begrüßen, die Ente davon abhalten, auf die Couch zu springen.. Jeden Morgen gibt es einen Zettel mit Aufgaben, die von den drei Volunteers abgearbeitet werden müssen. Es ist supergechillt hier und meine Kollegen sind alle total nett. Ich hoffe, dass ich auch weiterhin so viel Glück haben werde. Es gibt eigentlich kaum Aufgaben, vor denen ich zurückschrecke. Vielleicht wenn man mich bitten würde, ein Huhn oder ein anderes Tier auseinanderzunehmen, da müsste ich passen.

Nach Ecuador will ich weiter nach Peru und Bolivien. Auf dem Plan steht außerdem Asien: Indien, Nepal, Sri Lanka, Thailand und Indonesien. Dann sollen Afrika und Europa folgen. Wenn alles klappt, bin ich den Sommer über auf Barbados und werde in einer Schildkrötenrettungsstation arbeiten. Aber, ganz ehrlich, einen genauen Plan mache ich mir nicht. Wenn ich etwas finde, das mir gefällt, will ich länger bleiben. Wie das Ganze später mal in meinem Lebenslauf aussieht? Darüber habe ich mir ganz bewusst keine Gedanken gemacht. Wenn man erst anfängt, zu grübeln, findet man viele Gründe, die dagegen sprechen und fährt womöglich doch nicht.

Das ist zwar meine bisher längste Reise, aber nicht meine erste: Mit 18 bin ich nach der Schule für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen, im Studium hatte ich ein Auslandssemester, und auch für die Uni bin ich weit von zu Hause weggezogen. Daher ist es auch für meine Eltern nichts Neues, dass ihre Tochter in der Welt unterwegs ist. Am Flughafen haben sie zwar geweint, aber sie unterstützen mich sehr. Nach zwei Jahren werde ich sicherlich mal für ein Weihnachten nach Hause fahren. Bei meinen Freunden ist es ähnlich: Sie finden es toll, sind es aber ohnehin gewöhnt, dass ich nie lange zuhause bleibe. Ich schreibe in einem Blog über meine Erlebnisse. So wissen meine Verwandten und Freunde immer, wo ich mich gerade rumtreibe und mit welchen Aufgaben ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene. Ein paar meiner Freunde werden mich sogar besuchen kommen. Schwieriger ist es mit unseren Haustieren, mit denen kann ich nicht skypen oder ihnen sagen, dass ich irgendwann ja wieder zurückkomme. Sie vermisse ich sehr!

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