
Ardita – Kriegskind aus dem Kosovo
Ich wurde 1994 geboren, als im Kosovo gerade der Bürgerkrieg wütete. Meine Familie – meine Eltern, Schwester, zwei Brüder und ich – musste fliehen, und wir fuhren mit einem winzigen Boot von Albanien nach Italien, das beinahe untergegangen wäre. Seitdem habe ich schreckliche Angst vor Wasser. Nicht mal duschen oder baden tue ich gern. Wir sind von Italien nach Deutschland gegangen, aber leider war ich zu klein, um Deutsch zu lernen.
Ich bin die Einzige in meiner Familie, die noch keinen serbischen Pass hat, weil meine Geburtsurkunde in den Kriegswirren untergegangen ist. Jetzt tue ich alles dafür, um Prüfungen auf Serbisch zu bestehen, dank denen ich einen serbischen Pass bekommen kann. Dieser bedeutet, dass ich frei bin und reisen kann. Ich träume davon, meine Freunde in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu besuchen, aber mit dem kosovarischen Pass bin ich festgenagelt, komme einfach nicht raus.
Es wird seit Langem davon geredet, die Regeln zu ändern, damit wir Kosovaren kein Visum mehr brauchen, um in die EU zu fahren. Wir warten jedes Jahr darauf, dass endlich etwas passiert, doch bis jetzt vergebens. Ich liebe mein Land, aber ich möchte reisen können, wann immer ich es will. Und wenn ich dafür Serbin werden muss, finde ich das auch okay. Ich mag die Serben, wir haben sogar Familie und Freunde dort und mein Vater arbeitet in Serbien. Das Problem waren nie die Menschen, nur das Regime.