Von Walen und Meeresschildkröten: Ökotourismus an den Stränden rund um Mazunte

Von Walen und Meeresschildkröten: Ökotourismus an den Stränden rund um Mazunte

Mazunte war einst Mexikos Hauptstadt des Schildkrötenhandels. Heute setzt der Ort auf Ökotourismus und begeistert mit seinen atemberaubenden Stränden.

Reiseinspiration

Seit einer halben Stunde preschen wir nun mit dem Motorboot übers offene Meer. Die Sonne brennt schon jetzt am frühen Morgen schonungslos vom wolkenlosen Himmel. Ihr auf der Wasseroberfläche gespiegeltes Licht ist so stark, dass ich die Augen zusammenkneifen muss. Mein Magen fährt Achterbahn, was wohl zu gleichen Teilen am Wellengang und an meiner aufgeregten Vorfreude liegen mag.

Dann plötzlich, sehe ich es, mein Herz überschlägt sich: Etwa 200 Meter von uns entfernt, schießt eine Wasserfontäne in die Höhe. „Ballena!“, ruft unser Bootsführer Ramiro. Es war tatsächlich ein Wal. Nun kann sich keiner mehr auf den Bänken halten. Alle erheben sich von ihrer sicheren Sitzposition und halten sich gespannt an der Reling fest, den Blick nicht abgewandt von der Stelle, wo das riesige Meereslebewesen einen spiegelglatten Kreis im Wasser hinterlassen hat, nun aber spurlos verschwunden ist.

Eine Walmama zieht mit ihrem Kalb durchs Meer

Vorsichtig steuern wir mit dem Boot in diese Richtung, das Rattern des Motors kommt mir in diesem Moment des Wartens vor, wie die Spannungsmusik in einem Thriller. „Nur Geduld, sie wird wieder auftauchen“, ruft uns Ramiro zu. Und keine Minute später ist es soweit. Unbeeindruckt von unserem Besuch hebt sich der riesige Körper aus dem Wasser und taucht wieder ab. Dann die Überraschung: Ein kleiner Wal taucht kurz danach zum Atmen auf. „Es ist eine Buckelwalmutter mit ihrem Kalb“, sagt Ramiro in die Gruppe, in der keiner mehr das Grinsen aus dem Gesicht bekommt.

Noch nie in meinem Leben hatte ich zuvor Wale im offenen Meer gesehen. Ich hätte mir nicht erträumen können, was für ein unbeschreibliches Gefühl dieses Erlebnis mit sich bringt, zu beobachten, wie friedlich und ruhig diese sanften Riesen durchs Wasser ziehen. Während alle konzentriert ihre Smartphones und Kameras aufs Wasser halten und gleichzeitig versuchen, die Balance zu halten, erzählt Ramiro einige spannende Infos über Buckelwale. So erfahren wir beispielsweise, dass das Kalb 45 Liter Milch am Tag trinkt und eine ganze Weile durch die Nabelschnur mit der Mutter verbunden ist.

Der Fang von Meeresschildkröten ist verboten

Nachdem wir eine halbe Stunde den Walen gefolgt sind, lassen wir sie in Frieden weiter ziehen und machen uns auf, um Meeresschildkröten zu suchen. Noch nicht allzu lange ist es her, da war Mazunte Mexikos Hauptstadt des Schildkrötenfangs. Auch Ramiros Vater und Großvater ernährten ihre Familie mit dem Fang, dem Schlachten und dem Verkauf von Schildkröten. Im Jahr 1990 erließ Mexiko ein Gesetz, dass den Fang und Handel mit Schildkröten unter Strafe stellte. Familien in Mazunte und Umgebung wurden mit dem Verbot vor ein existenzielles Problem gestellt. Am Anfang sei das für die Bewohner sehr schwierig gewesen, erzählt Ramiro. „Doch die Menschen akzeptierten es, schafften es mit der neuen Situation umzugehen.“ Einige arme Familien in der Gegend fangen laut Ramiro weiterhin Schildkröten, jedoch nur, um ihre eigenen Kinder zu ernähren.

Als wir mit dem Boot über das Meer steuern, dauert es nicht lange, bis wir die ersten Panzer aus dem Wasser ragen sehen. Einen Tag zuvor hatte ich die Tiere bereits im Mexikanischen Schildkrötenzentrum gesehen, eine Einrichtung in Mazunte, die über die Wichtigkeit des Schutzes der Schildkröten informieren soll. Aber es ist es ein ganz anderes Gefühl und Erlebnis die ruhigen Tiere in ihrem Lebensraum, dem offenen Meer, zu bewundern. Unser Versuch mit den Meeresschildkröten zu schnorcheln geht leider nicht wirklich auf, da mein Freund, trotz vorheriger Anweisung von Ramiro, so unsanft ins Wasser gleitet, dass die Tiere schneller einen Abgang in die Tiefe machen, als wir schauen können.

Turtle Release am Strand Ventanilla

Auf Tuchfühlung mit den Schildkröten konnten wir dann am Strand Ventanilla gehen, wo wir nachmittags Baby-Schildkröten auf ihrem Weg ins Meer begleiteten. Viele Reisende hatten uns dieses Event ans Herz gelegt und auch in vielen Reisemagazinen wird vom Turtle Release geschwärmt. Wie so häufig, scheiden sich hier wohl die Geister, denn wir waren wenig begeistert von diesem Erlebnis. Der Kern des Turtle-Release ist an sich eine tolle Sache, denn viele Schildkröten werden auf ihrem Weg ins Meer von Vögeln gefressen oder die Eier werden noch vor dem Schlüpfen von Menschen eingesammelt. Doch unsere Hilfe fühlte sich nicht authentisch an, sondern eben wie eine getaktete Touristen-Attraktion.

Für ein paar Euro bekommt jeder Teilnehmer eine Schildkröte aus einem Korb. Die Tierchen sind wirklich unglaublich süß und man schließt die Kleinen sofort in sein Herz. Auf Kommando werden die Schildkröten im Sand abgesetzt. Nun sollen sie ihren Weg ins offene Meer finden – eigentlich alleine und ohne Hilfe. Doch viele Teilnehmer hielten sich nicht an die Worte des Veranstalters und schubsten die kleinen Schildkröten immer wieder nach vorne, als diese nicht sofort ins Meer sprinten wollten. Eine Frau tippte unentwegt auf den Schildkrötenpanzer, sodass ich fast die Fassung verlor und mir glücklicherweise eine große Welle zuvor kam, und die kleine Schildkröte in die Fluten rettete.

Der Strand von Ventanilla ist jedoch auch ohne Schildkröten-Befreiung einen Besuch wert. Seinen Namen Ventanilla verdankt er einem Felsen im Meer, der geformt ist wie ein Fenster. Der Sand in Ventanilla ist schwarz und stammt von magnetischem Stein, was dazu führt, dass er selbst kurz vor Sonnenuntergang noch so heiß ist, dass man ihn ohne Schuhe kaum betreten kann. Vielleicht ist das der Grund, warum hier an diesem kilometerlangen Traumstrand kaum ein Mensch zu sehen ist. Dem magnetischen Sand wird sogar eine heilende Wirkung nachgesagt. „Bei Verletzungen bedecken sich die Menschen mit dem Sand, der schon nach kurzer Zeit die Schmerzen lindern kann“, erzählt uns Ramiro.

Übernachten am Traumstrand von San Augustinillo

San Augustinillos kilometerlanger, menschenleerer Traumstrand liegt nur 20 Gehminuten von Mazunte entfernt und ist ein wahrer Bilderbuch-Strand. Erst bei unserem zweiten Besuch in der Gegend rund um Mazunte machten wir diese traumhafte Entdeckung, eigentlich weil man uns gesagt hatte, hier seien die Wellen für Anfänger geeignet. Als wir ankamen waren die Wellen jedoch so hoch und mächtig, dass sich nicht einmal die einheimischen Profis ins Wasser trauten.

Wir hatten uns zwar aufs Surfen gefreut, konnten jedoch nicht enttäuscht sein, denn San Augustinillo bot etwas, das wir auf unserer Reise noch nicht entdeckt hatten: Günstige Hotels direkt am Strand. Und mit direkt, meine ich direkt. Wir konnten von unserem Bett durch das Fenster aufs Meer schauen, schliefen beim Rauschen der Wellen ein und wurden von ihnen wieder geweckt. Die Terrasse unseres Hotels Casa Corazon machte einen Besuch im Restaurant hinfällig, denn einen schöneren Ausblick beim Essen kann man sich kaum wünschen. Tipp für Fischliebhaber: Fast täglich klopft ein Einheimischer an der Tür, um frischen Fisch zu verkaufen. Man kann jedoch auch mit dem Colectivo zum Hafen von Puerto Angel fahren und den Fisch (Unbedingt Red Snapper probieren!) dort aus erster Hand den Fischern abkaufen.

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