Boote auf dem Fluss bei Hoi An

Vietnam in 3 Wochen - von Nord nach Süd

Vietnam in 3 Wochen - von Nord nach Süd

Bereits während meiner ersten Asienreise auf die Philippinen wusste ich, dass ich diesen wundervollen Kontinent noch ausgiebiger bereisen werde. Welche Ecke soll es dieses Mal bloß werden, war die große Frage?! Viele Leute die ich kenne bereisten Thailand. Es muss ein schönes Fleckchen Erde sein. Mein kleiner Sturkopf aber denkt: Ich will jetzt nicht unbedingt dorthin, wo alle hinfahren.


So entschied ich mich für Vietnam, ein Land mit vielen Gesichtern.

Reisebericht

Für Vietnam gibt es nie die richtige Reisezeit, also auch keine verkehrte

Vietnam ist ein enorm in die Länge gezogener Küstenstaat. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt bis zu 1.650 km, während die schmalste Stelle in der Mitte des Landes nur einen Durchmesser von etwa 50 km misst. Außerdem hat das Land imposante 3.400 km Küstenlinie zu bieten. Somit sind auch ein paar Tage entspannt am Strand herumlungern gesichert.

Durch die extreme Ausdehnung ist Vietnam vom Klima her sehr unterschiedlich. Somit ist es ein bisschen schwierig, die richtige Jahreszeit für eine Reise zu bestimmen. Im Norden ist es von November bis April eher kühl (auf unserer Reise sank das Quecksilber nachts bis zum Gefrierpunkt), dafür von Mai bis Oktober sehr heiß. Der Süden ist das ganze Jahr tropisch. Von Mai bis Oktober ist hier aber Monsunzeit und man muss sich auf den einen oder anderen Regenguss und Sturm einstellen.

Alles in allem ist Vietnam immer eine Reise wert. Kälte und Regen werden definitiv nicht das sein, was sich tief in deinem Gedächtnis einnistet, sondern vielmehr die Schönheit und Vielfalt des Landes.

Hanoi, die Hauptstadt der Motoroller

Unsere Reise beginnt im Norden. In Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Es ist die älteste noch bestehende Hauptstadt Südostasiens. Hanoi ist sehr traditionell, etwa wie eine Altstadt in einer modernen Metropole. Mittelalter und Moderne treffen hier aufeinander. Kommt man in Hanoi an, ist man zuerst einmal vollkommen überwältigt von dem Verkehr. Die Autobahn vom Flughafen in die Stadt ist schon heillos überfüllt.

Tausende Motorroller säumen permanent hupend die Straßen. Je näher wir dem Stadtzentrum kommen, desto voller werden die Straßen, auch wenn das unmöglich erscheint. Teilweise teilen sich komplette Familien mit 4-5 Mitgliedern einen Motorroller.

Unsere erste Station ist ein Hotel mitten in der Stadt. Beim Betreten der Halle wissen wir sofort, dass wir nicht verloren gehen werden. Alle Hotels und Guest Houses sind außerordentlich gut organisiert. In der Lobby stehen meist mehrere Computer mit einer durchaus passablen Internetverbindung. Die meisten Häuser bieten eine große Auswahl an verschiedenen Ausflügen in die nahe oder auch entferntere Umgebung an. So wird der Gang zu einer Touristeninformation absolut überflüssig. Die Angebote in den Hotels sind genauso gut.

In Hanoi geht man wie in einem 90er Jahre Computerspiel über die Straße: den Gefahren einfach ausweichen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Auch wenn die Straßen proppenvoll sind, so sind es keine sechsspurigen Superbahnen. Vielerorts gibt es sogar verträumte kleine Gassen.

Hanoi ist keine Stadt mit Wolkenkratzern. Die Architektur ist altmodisch und damit umso reizvoller. Die Häuser haben meist drei oder mehr Etagen und sind eher schmal und direkt nebeneinander gebaut. Die meisten von ihnen haben einen kleinen Laden im Erdgeschoss. Das ist ein Mittel zum Zweck, denn der Preis einer Immobilie wird pro Straßenmeter berechnet und dieser ist zudem günstiger, wenn sich ein Gewerbe darin befindet.

Massenware: Kabel und Motoroller

Sehr beeindruckend finden wir die Art und Weise der Verkabelung hier in Hanoi. Die Schnüre hängen von Haus zu Strommast, zum Baum und wieder zurück. Ich frage ich, wie man hier im Falle des Falles einen Defekt finden soll?

Die Anzahl an Motorrollern steht der Zahl an Kabeln in dieser Stadt in keinster Weise nach. Straßen überqueren bedeutet hier in eine Art Computerspiel einzutauchen, in dem man Hindernissen aus dem Weg laufen muss. Rote Ampeln scheinen eher eine Empfehlung als eine Regel zu sein. Der Trick: Hör nicht auf zu gehen! Die Menschen um dich herum nehmen dich durchaus wahr und kalkulieren deine Schritte ein. Bleibst du aber stehen, kommt es höchstwahrscheinlich zum Zusammenprall.
Also: Augen (halb) zu und durch.

Das absolute Gegenteil zu dem nicht enden wollenden Verkehrsfluss ist das folgende Bild, eines meiner liebsten dieser Reise. Wir sitzen in einem Café und frühstücken. Ich probiere gerade die Einstellung an meiner neuen Kamera aus, als ich zufällig dieses Bild schiesse. Die Dame, die so graziös über die Straße stolziert, scheint sich für mein Bild in Pose zu stellen. Die Zeit scheint für einige Sekunden stehen zu bleiben – Stille.

Nach einem Frühstück und mehreren Kaffees fühlen wir uns bereit für das Abenteuer Hanoi. Die Altstadt entpuppt sich als genau das Asien, von dem wir aus der Ferne geträumt hatten.

Gewerbe in Hanoi

Mutig überqueren wir schnellen Schrittes die Straße. Zugegeben, der Verkehr verunsichert uns, aber wir müssen Vertrauen in die anderen haben, denn wir haben nur Augen für die elegante Architektur um uns herum. In der Altstadt gibt es unzählige kleine Läden, Geschäfte und Handwerksbetriebe. Die Gewerbe sind in einzelne Straßen oder sogar Blocks aufgeteilt, so dass es Bambus-, Farben-, Holz- oder Schuhstraßen gibt.

Zu Fuß durch die Stadt

Am besten entdeckt man die Stadt zu Fuß. Direkt hinter der Altstadt besuchen wir den Literaturtempel, in dessen Garten wir uns eine entspannte Auszeit von den lauten Straßen gönnen.

Im Jahr 1070 beherbergte der Tempel die erste Universität Vietnams. Neben der schönen Architektur und den hübschen Innenhöfen lassen sich in den Mauern des Tempels uralte Papierarbeiten und Malereien finden.

Bauwerke der Stadt: Ho Chi Minh Mausoleum

Auf unserem weiteren Weg durch die Stadt kommen wir an dem Ho Chi Minh Mausoleum vorbei, welches auf dem Platz steht, auf dem der damalige Präsident Vietnams im Jahre 1945 die Erklärung der Unabhängigkeit verkündet hat. Die umliegenden “offiziellen” Gebäude (wie beispielsweise eine nicht weit entfernte Kirche oder eine Schule) sind architektonisch stark kommunistisch geprägt.

Die Tran Quoc Pagode

Unsere nächste Station ist die Tran Quoc Pagode, eine der ältesten Pagoden in Vietnam, die am Ufer des West Lakes liegt. Sie wurde im 6. Jahrhundert erbaut. Hier kann man zwischen den einzelnen Tempeln flanieren, im großzügigen Garten sitzen und einen tollen Blick auf den See genießen oder ein paar Räucherstäbchen entzünden.

Das wichtigste Accesoire in Ha Noi: bequeme Schuhe

Ich habe es schon erwähnt, aber weil es einfach so herrlich ist: Das wichtigste in Hanoi sind bequeme Schuhe. Reinschlüpfen und einfach durch die Straßen treiben lassen. Besucht die zahlreichen Märkte und genießt das tolle Essen, legt eine Kaffeepause am See ein, schaut euch ein Stück im Puppentheater an oder setzt euch auf eine der Bänke in den Parks und beobachtet das emsige Treiben um euch herum.

Auf in den Norden

Von Hanoi geht es für uns per Nachtzug weit hoch in den Norden. Wir hatten länger überlegt, ob wir diesen Teil Vietnams nicht einfach auslassen sollten, aber jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass es wirklich eines meiner absoluten Highlights war.


Der Zug bringt uns in die Gegend von Sa Pa (Ausflüge hierhin kann man auch wunderbar in den Guest Houses buchen). Die Fahrt zu unserem Ziel Lao Cai dauert etwa 10 Stunden. Das klingt schlimmer als es ist, denn die Pritschen im Zug sind bequem und zudem spart man Hotelgeld. Außerdem sind sämtliche eventuelle Unannehmlichkeiten vergessen, sobald man in Sa Pa ankommt.

Ein unerwartetes Highlight unserer Vietnamreise – Sa Pa

Unser Hotel liegt ganz in der Nähe der chinesischen Grenze im unfassbar schönen Hochland. Das Landschaftsbild wird geprägt durch die üppigen Reisterrassen sowie die geheimnisvollen Kulturen unterschiedlichster hier lebenden ethnischen Minoritäten.

Solltet ihr außerhalb der Hochsaison in den Norden reisen, vergesst bitte nicht, warme Kleidung einzupacken, denn gerade nachts kann es gut und gerne auf 0°C runter kühlen. Darüber hinaus kommt es im Winter häufig zu Nebel und Nieselregen. So kann es auch passieren, dass ihr nicht die ganze atemberaubende Schönheit der Reisterrassen und Berge erleben könnt. Enttäuscht wird man trotzdem nicht, denn der Nebel macht die Landschaft noch geheimnisvoller und mystisch.

Die Kinder von Lao Cai

An unserem ersten Tag machen wir eine kleine Stadtführung (ca. 3 Stunden) rund um das Dorf Lao Cai. Die größten ethnischen Gruppen in diesem Gebiet sind die Hmong und Dzao. Die Touren werden von Mitgliedern dieser Minoritäten geführt, nicht selten begleitet von zahlreichen Kindern, die nicht müde werden, einem Fragen über Familie und Heimat zu stellen. Natürlich sind es meist auch die Kinder, die später Waren zum Kauf anbieten. Bis dahin hat man sie schon so ins Herz geschlossen, dass man einfach nicht widerstehen kann ein paar Armbänder oder Täschchen zu erwerben. Außerdem erzählen sie genauso gerne wie sie fragen. Die Kinder erzählen fabelhafte Geschichten über das Leben und die Familien. Man bekommt also mehr als ein kleines Stück Kunsthandwerk mit auf den Weg.

Auf unserer Wanderung haben wir auch die Möglichkeit, in einige Häusern zu schauen. Neugierig lauschen wir jedem Wort unserer Reiseleiterin. Das Mädchen in der Mitte ist nicht eines der Kinder das uns begleitete, sondern es ist tatsächlich unsere süße kleine Reiseleiterin. Wir lieben sie. Hier stellt sie uns gerade ihre Mutter und Tante (ganz ohne Kaufzwang) vor.

“Hab keine Angst, ich fange dich, falls du rutscht”, sagt die kleine Zwergenfrau neben mir.

Die Nacht im Hotel ist dann wirklich hart, denn die Temperatur liegt mittlerweile unter 0°C. Es gibt keine Heizung in unserem Zimmer. Wir ziehen fast unseren ganzen Kleiderschrank an. Das alles reicht noch immer nicht und wir sind sehr dankbar, als uns das Hotel letztlich eine kleine Elektroheizung bereitstellt.

Müde, aber voller Abenteuerdrang brechen wir am nächsten Morgen zu einer weiteren Wanderung auf. Wir sind eine sehr kleine Gruppe von 4 Personen, begleitet von der gleichen Anzahl Hmong Frauen. Neben unserem Bambus-Spazierstock, sind lediglich die wunderschönen, zierlichen, nahezu winzigen Frauen der einzige Halt, der uns auf den glitschigen Pfaden geboten wird. Die Dame vor mir beteuert immer wieder, dass sie mich fängt, sollte ich Richtung Abhang rutschen. Das Adrenalin rast durch meinen Körper. Ich trage Turnschuhe, die kaum Profil haben. Die Wege sind an einigen Stellen nicht breiter als ein paar Dezimeter (wenn überhaupt ein paar) und wie viele Höhenmeter es dann runtergeht will ich gar nicht abschätzen. An einer Stellen müssen wir uns mit dem Gesicht zum Abhang drehen und uns seitwärts die Böschung entlanghangeln.

Was für ein Abenteuer! Jegliche Strapazen lohnen sich, denn hier mitten in den Bergen hat man einen sagenhaften Blick auf die wunderschöne Landschaft.

Willkommen bei Disneys Piraten der Karibik

Über Hanoi zurück führt unsere nächste Tour zu dem weltberühmten UNESCO-Weltkulturerbe, der Ha Long Bucht. Bei Ankunft in der Bucht haben wir sofort das Gefühl, Teil von Walt Disneys Fluch der Karibik zu sein. Die Landschaft ist wie im Film, unglaublich! Unser Reiseleiter führt uns auf eine der vielen Dschunken, die im Hafen von Ha Long City ankern. An Bord erwartet uns in ein durchaus hübsches Zimmer, welches sogar ein eigenes Bad hat.

Nur kurze Zeit nach dem Verlassen des Hafens, erheben sich die ersten Kalkstein-Inseln aus dem Wasser und formen eine spektakuläre Landschaft. Das gesamte Gebiet der Ha Long Bucht beheimatet über 3.000 Inseln. Gemächlich schippern wir an einem Karst nach dem anderen vorbei.

Mit dem Boot durch die Bucht

Unser erster Zwischenstopp ist eine Grotte namens Hang Sung Sot. Es ist spannend durch die Öffnungen in den Felsen hinein zu gehen, aber ehrlich gesagt ist die Inszenierung ein bisschen kitschig. Die Steine sind mit bunten Lichtern beleuchtet (Das Highlight ist ein rot leuchtender Fels, besser bekannt als Penis Fels.). Aber wir wären auch nicht in Asien, wenn es nicht bunt beleuchtet wäre.

Zurück auf dem Schiff, nehmen wir Kurs auf eine der zahlreichen schwimmenden Farmen. Tatsächlich leben viele Menschen in Häusern auf dem Wasser, die meisten von Ihnen sind Garnelenzüchter. Ihre Häuser unterscheiden sich nicht groß von denen auf dem Land. Es sind meist kleine Holzhütten mit einer Terrasse, die auf dem Wasser schwimmen. Riskiert man vorsichtig einen Blick durch die Türen und Fenster, sieht man gleich, dass die Häuser mit Fernsehen und vielen anderen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet sind. Wir halten an einem der Bauernhöfe, um unser Abendessen zu besorgen. Der Fisch ist mehr als nur frisch. Er ist immer noch lebendig. Es gibt hier an Fisch und Meeresfrüchten alles, was man sich vorstellen kann. Kein Wunsch bleibt offen.

Essen an Bord

Wieder an Board übergeben wir unseren Kauf den Köchen, die uns nach gewünschten Beilagen fragen und nur wenig später genießen wir ein perfektes Dinner auf einer Dschunke schaukelnd, inmitten einer atemberaubenden Naturlandschaft. Zur Nacht hier ein kleiner Tipp: Checkt vor Reisebuchung, dass ihr nicht an Board einer Karaoke-Dschunke eincheckt, außer es ist gewollt. Wir hatten Glück und hören um uns herum nur die leise ans Schiff klatschenden Wellen. Aber aus der Ferne, wenn der Wind richtig steht, können wir ab und zu die verrückten Party-Schiffe hören.

Das in Sachen Weltruhm vernachlässigte Stiefkind: die trockene Ha Long Bucht

Unsere weitere Reise setzen wir zu Land fort. Ein Nachtbus fährt uns nach Ninh Binh. Von hier aus wollen wir die Gegend um Tam Coc, der so genannten trockenen Ha Long Bucht erkunden. Hierfür mietet man sich entweder einen Motorroller und fährt auf eigene Faust drauf los oder man “mietet” sich einfach einen Fahrer dazu. Das kann absolut von Vorteil sein, denn er weiß genau, wo die schönsten Stellen zu finden sind. Außerdem wird er euch sicher einen kleinen Einblick in das Leben hier in der Gegend geben (oder euch sogar zu sich nach Hause einladen).

Die Ha Long Bucht badet in ihrem Ruhm, aber die Kalksteininseln hier in der trockenen Ha Long Bucht sind nicht weniger beeindruckend. Für mich ist die Landschaft hier eigentlich noch beeindruckender, weil man viel näher zwischen den Bergen hindurch fahren kann, als in der Bucht. Majestätisch wachsen die Kalksteinfelsen aus dem Boden. Die flachen Ebenen sind von zahlreichen Bächen und Flüssen durchzogen.

An einer kleinen Bootsanlegestelle in Tam Coc gehen wir an Board eines Ruderbootes, um eine kleine Kahnfahrt (ca. 2 Stunden) zu machen. Diese führt durch Höhlen und Grotten. Auf der Rundfahrt beobachten wir Menschen bei der Reisernte. Ein weiterer großer Vorteil dieser Gegend ist die Stille. Hier gibt es keine hupenden Autos, keine geschäftigen Großstadtmenschen – nur den Klang der Natur.

Leben in, auf und von dem Wasser

Nach der Kahnfahrt besuchen wir die Zitadelle von Hoa Lu. Weil wir aber großen Gefallen am Herumschippern gefunden haben, entschließen wir uns für eine weitere Fahrt. Diese findet in einem etwas größeren Boot (herrlich, mit Hängematte) statt. Die Fahrt beginnt an einem Bootsanleger in Kenh Ga. Wir durchqueren wunderschöne Landschaften, vorbei an Reisfeldern und Kalkfelsen. Wir sehen das wahre Leben am Fluss, eine perfekte Symbiose.

Die Menschen verbringen die meiste Zeit im oder auf dem Wasser: sei es bei der Fischzucht, der Ernte des Flussgrases, welches als Fischfutter dient, bei der Schleppnetzfischerei nach Schalentieren in den schlammigen Untiefen oder beim Boot-zu-Boot Gemüse- und Obsthandel.

Nach diesen besinnlichen Tagen, liegt nun die längste Fahrtstrecke unserer Reise vor uns. Wieder nehmen wir den Nachtbus, der uns in die ehemalige Reichshauptstadt Hué bringt. Die Stadt hat zahlreiche majestätische Tempel, Gräber, Paläste und Pagoden. Ich muss zugeben, trotz all dieser unvergesslichen Erlebnisse, sehnen wir uns nach ein bisschen Wärme und Sonne.

Hüpf’ einfach rauf auf den Motorradsattel des Fremden. Es lohnt sich!

In Hué ist es endlich an der Zeit, die Sandalen auszupacken. Während wir durch die Straßen schlendern, kommen immer wieder Männer auf uns zu und zeigen auf ihre Motorräder. Sie bieten Rundfahrten an. Manch einer mag ihnen mit Skepsis begegnen, aber ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, wenn ich eines der Angebote angenommen habe.

So finde ich mich auch heute wieder auf dem Sattel eines Motorrollers, stets bemüht, den Kerl vor mir zu verstehen. Ich bekomme eine private Stadtrundfahrt und mein Begleiter wartet geduldig, während ich die Zitadelle besichtige. Ich nehme mir viel Zeit und weiß es sehr zu schätzen, dass der gute Herr nach mehr als einer Stunde immer noch geduldig an der gleichen Stelle auf mich wartet. Eigentlich endet meine Rundfahrt an dieser Stelle, aber mein netter Reiseführer möchte mir noch sein persönliches Highlight die Bao Quoc Pagode zeigen. Da sage ich nicht nein.

Beim Betreten der Pagode finde ich es ein bisschen verstörend zu sehen, dass die Statuen echte Haare haben. Allerdings sind es nicht die Statuen oder die Pagode selbst, die diesen Ort unvergesslich machen. Es ist der Aussicht, die man von hier auf den Parfüm-Fluss hat. Die Stadt liegt dir zu Füßen und Berge säumen den Horizont.

Und plötzlich wird es tropisch…

Von Hué aus nehmen wir den Zug gen Süden. Das ist bei Weitem nicht das schnellste Fortbewegungsmittel, aber es ist eine tolle Erfahrung. Es ist ein außerordentlich langer Zug und dementsprechend wahrscheinlich nicht schneller als 60 km/h. Die Gleise verlaufen entlang der Küste. Wir genießen einen wundervollen Blick auf das Meer. Außerdem überqueren wir auf dieser Strecke die Klimagrenze.

Obwohl die Tage in Hué schon sonnig waren, fühlt sich das Wetter hier und jetzt ganz anders an. Das blaue Meer, die Strände – alles scheint plötzlich viel wärmer.

Hoi An – ein Paradies für Modeliebhaber

Unsere Endstation ist der malerische Ort Hoi An, ein Höhepunkt jeder Reise nach Vietnam. Ein verschlafenes Dorf am Fluss, welches liebevoll nach aufeinanderfolgenden Kriegen renoviert wurde.

Hoi An wird auch als Vietnams Hauptstadt des Handwerks bezeichnet. Hier gibt es alles, was das Kunstsammler-Herz begehrt. Es gibt alles von aufwendigen Malereien bis zu Skulpturen zu kaufen. Aber das beliebteste Handwerk ist die Schneiderei. Hier in Hoi An nähen die fleißigen Künstler alles, was man sich jemals erträumt hat. Wann immer ihr also eine Reise nach Vietnam plant, beginnt frühzeitig damit, Bilder eurer Traumkleider und Anzüge, Schuhe oder Jacken aus den Magazinen zu reißen und sie zu sammeln. Diese Bilder nehmt ihr dann mit in den Urlaub und übergebt sie den fingerfertigen Schneidern und sie werden euch das Oscar-Nacht-Kleid im Nullkommanichts (meist nicht einmal 24 Stunden) auf den Leib schneidern.

Hoi An mögen wir.

Hier erlauben wir uns einen Kurzurlaub. Als erstes zieht es uns an den Strand. Später schlendern wir durch die Gassen, machen einen kleinen Schaufensterbummel und suchen uns eines der vielen schönen kleinen Restaurants für das Abendessen aus. Urlaub pur.

Mit dieser Entspannung einhergehend, haben wir total die Zeit aus den Augen verloren und uns ist gar nicht bewusst, dass ausgerechnet heute mal wieder Zeit für das Full Moon Festival ist. Das Festival findet am 14. eines jeden Mondmonats statt. Vorsicht: In der Nacht vor dem Vollmond. Die Altstadt Hoi Ans wirkt an diesem Abend noch romantischer als üblich. Am Abend (ca. 18.30 Uhr) lassen Hunderte von Menschen kleine Lampions zu Wasser. Wir sitzen zufällig auf einer Dachterrasse und haben einen perfekten Blick auf das wunderschöne Spektakel.

Unesco Weltkulturerbe

Da wir ein paar Kleidungsstücke beim Schneider bestellt haben (“ein paar”, haha: Blusen, Röcke, Kleider und sogar Schuhe) beschließen wir, ein bisschen länger in Hoi An zu bleiben und einen Ausflug nach My Son, einem weiteren UNESCO-Weltkulturerbe zu unternehmen. Mitten im Dschungel, etwa 55 km von Hoi An entfernt, liegen die Ruinen, die die wichtigsten Überreste des Champa Königreichs bilden.

Es ist nicht weit von ländlicher Idylle zum Blinklichtgewitter und Dauerbeschallung der Großstadt

Da wir uns nach diesen entspannten Tagen nicht vorstellen möchten, nächtelang im Bus zu reisen und um ein wenig Zeit zu sparen, buchen wir einen Flug von Da Nang nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Wow! Hier sind wir zurück in der Zivilisation. Autos, Busse, blinkende Lichter, Wolkenkratzer und viele andere Dinge, die eine moderne Metropole mit sich bringt. Saigon ist die größte Metropole Vietnams und die unbestrittene Hauptstadt des Handels.

Auch wenn es nichts für zartbesaitete Gemüter ist, würde ich dringend empfehlen, euch Zeit für einen Besuch des Kriegsmuseums zu nehmen. Jeder von uns hat sie gesehen, die schrecklichen Bilder des Vietnam-Krieges, aber das was in diesem Museum zu finden ist, ist einfach jenseits aller Vorstellungskraft. Hier hat man die Möglichkeit, tief in die Geschichte des Krieges einzutauchen und sie zu verstehen. Aber vergesst nicht: Man braucht eine Extraportion Kraft, um durch diese Räume mit den Bilder der massiven Zerstörung zu gehen.

“Wir leben nicht nur am Fluss, wir leben mit dem Fluss”

In Saigon gibt es an jeder Ecke Karaoke-Bars und Discos. Das ist zuviel Trubel nach unseren besinnlichen Tagen in Hoi An und so entschliesst sich meine Freundin, bereits an den Strand nach Mui Ne vorzufahren. Die Stadt reizt mich auch in keinster Weise, aber ich möchte nicht abreisen, ohne ein Stück Mekong Delta erlebt zu haben. Also buche ich mir noch einen kurzen Ausflug ins Delta.

Das Leben am, mit und teilweise im Fluss ist unglaublich faszinierend. Die Häuser werden direkt am oder sogar auf dem Wasser gebaut. Einige Familien leben auf Hausbooten. Die Eingänge der Geschäfte liegen zum Wasser hin, so dass man direkt mit dem Boot vorfahren kann, um die Waren einzuladen.

Mit Booten und Rädern durchs Mekong Delta

Man sieht hier die absurdesten Dinge: Fahrräder werden auf Kanus transportiert. Kinder sitzen auf kleinen Hello Kitty Dreirädern in einem Boot, das sie in den Kindergarten bringt. Ich selbst werde auf einem Motorboot sanft über die Wellen des Mekongs getragen. Später halten wir an einer kleinen Insel, wo bereits Räder für einer kleine Tour auf uns warten. Das ist eine tolle Erfahrung. Es gibt keine Autos auf der Insel. Unsere Reiseleiterin führt uns in Werkstätten, in denen die Einwohner der Insel Süßigkeiten und Reispapier herstellen. Zum Mittagessen halten wir an einem feinen Restaurant, in dem wir “zum Nachtisch” in der Hängematte entspannen. Hier dürfen wir auch unsere Fahrräder abstellen und auf Kanus hüpfen, mit denen Frauen uns durch sehr kleine Bäche staken (schon wieder zierliche kleine Dinger!).

Mit dem Wissen, dass es absolut richtig war, diesen Abstecher ins Mekong Delta gemacht zu haben, begebe ich für ein paar letzte Ferientage nach Mui Ne. In diesem kleinen Dorf lassen wir unsere Reise Revue passieren. Wir erinnern uns an die Abenteuer, die wir erlebt haben, während wir unsere Seele am Strand baumeln lassen und einfach nur entspannen.

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