48 Stunden Moskau – von Metro(pole) bis Matrjoschka

48 Stunden Moskau – von Metro(pole) bis Matrjoschka

Bali, Thailand, Vietnam, Sri Lanka oder doch Paris: wenn ich Freunden oder Familie von diesen Reisezielen erzähle, wundert sich niemand. „Aber Russland? Alleine? Wie kommst du denn auf die Idee?“ Und ich muss zugeben, irgendwo verstehe ich ihre Verblüffung. Die Idee, die wir vom Zarenland haben, ist in der Regel nicht gerade einladend: es ist kalt, die Menschen schauen grimmig drein und kein Mensch spricht Englisch. Doch die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland steht vor der Tür und wenn nicht jetzt, wann dann, ist es an der Zeit, das Gastgeberland ein wenig besser kennenzulernen?

Reisebericht

Seit meinem ersten Uni-Semester und einem mehr schlecht als recht gemeisterten Russisch-für-Anfänger-Kurs eine Faszination gegenüber diesem Land, das nah und gleichzeitig doch so fern erscheint, seiner Sprache und Opulenz in mir, die ich nie vergessen habe. Einmal im Leben möchte ich Russland sehen, sagte ich mir damals. Fünf Jahre später war es dann soweit: Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin bekam ich Hilfe bei der Beantragung meines Touristenvisums: eine bürokratische Operation, die für Nicht-Muttersprachler durchaus eine Hürde darstellt. Um einreisen zu dürfen, sind ein sogenannter Voucher, Einkommensnachweise, eine Auslands-Reise-Krankenversicherung, ein vollständig ausgefüllter Visumsantrag, ein Lichtbild, ein gültiger Reisepass und 84 Euro nötig. Eine Woche später erreichte mich die frohe Botschaft: Ich fliege nach Moskau!

Kremlin & Co.

Von Berlin aus fliegt Siberia Airlines in rund drei Stunden direkt nach Moskau. Die russische Hauptstadt ist die größte Stadt Europas – mit über 10 Millionen Einwohnern, mehr als 100 verschiedenen ethnischen Gruppen, vier Flughäfen, 9 Bahnhöfen, über 446 Museen, mehr als 80 Theatern und den meisten Milliardären in der Welt.

Mein erster Tag in Moskau begann traditionell mit Blinis, der russischen Variante von Crepes, die traditionell mit Sour Cream serviert werden.

Weiter ging es zu dem Bild, das ich seit jeher mit Moskau verbinde und das nun für mich Wirklichkeit geworden ist: Die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz.

Vom Roten Platz aus ist es nur ein Katzensprung zum New Kremlin Square mit seinen drei majestätischen orthodoxen Kathedralen, den Touristen für 250 Rubel besichtigen können. Was gibt es inklusive? Soldaten in Patrouille – im Kreml, am Kreml und um den Kreml herum.

Hier lässt sich wunderbar spekulieren, hinter welchem Fenster sich wohl Putins Arbeitsplatz befindet und, ob auch er immer noch ab und zu kurz inne hält, um die goldene Pracht, die mittlerweile Regierungssitz geworden ist, zu bestaunen. Am Kreml ist mit den Russen jedoch nicht zu spaßen: ein falscher Schritt und man wird – begleitet von verurteilendem Kopfschütteln – via Trillerpfeife in seine Schranken verwiesen.

Alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert, machte ich mich auf zum Gorky-Park (Metro Oktyabr’skaya), dem zentralen Park der Stadt: eine Oase des Grüns inmitten der sonst eher kargen Großstadt. Der Gorky-Park beherbergt gleichzeitig das von Star-Architekt Rem Kolhaas designte Garage-Museum für moderne Kunst, das mit sehenswerten Ausstellungen, vorzüglicher Küche und einem tollen Buchladen auffährt. Der Eintritt zu allen vier Ausstellungen kostet umgerechnet etwa 5 Euro.

Einen wirklich einmaligen, wenn auch nicht ganz preiswerten, Ausblick beim Abendessen bietet das Restaurant Ruski im 85ten-Stock – nicht umsonst das höchste Restaurant Europas. Gekocht wird original russisch und sowohl die Pelmini mit Sour Cream als auch das Borscht, ein russisches Eintopfgericht mit Roter Beete, schmeckten fantastisch.

Mode-Fans und Fashionistas sei das Vogue Cafe in der ulitsa Kuznetskiy Most ans Herz gelegt, mein persönlicher Favorit war jedoch das Café Pushkin (Metro Pushkinskaya), in dem ich mich dank des exzellenten Service und der Traumkulisse ein bisschen wie Anna Karenina fühlte: Die Kellner stellen sich persönlich vor und sprechen auf so elegante und zuvorkommende Weise, dass der Besuch des Café Pushkin zu einer wirklichen Zeitreise ins Zarenland wird.

Moskauer Metros – eine Stadt unter der Stadt

Das Beste kommt zum Schluss: die wunderschönen, prachtvollen Moskauer-Metro-Stationen bestechen mit Mosaiken, Skulpturen, Stuck und Barockkronleuchtern und erzählen alle ihre eigene Geschichte. Nicht umsonst werden die Metro-Stationen, die teilweise noch bis zur Regierungszeit Stalins zurückreichen, „Paläste für das Volk“ genannt. Moskauer Rolltreppen sind lang und wahnsinnig schnell, wer wie ich nicht ganz höhenfest ist, sollte den Blick in die Höhe lieber nicht riskieren. Grundkenntnisse des kyrillischen Alphabets sind zur eigenen Orientierung in jedem Fall vorteilhaft. Wem sie fehlen, der muss trotzdem nicht verzweifeln, denn spätestens in der Metro selbst ist die Ansage der U-Bahn-Stationen zweisprachig. Im Zweifelsfall also einfach rein in die Metro, denn: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Park Kultury, Komsomolskaja, Nowoslobodskaja, Teatralnaya, Belorusskaja, Ploshchad Revolyutsii, Novokuznetskaja, Taganskaja und Prospekt Mira sind nur einige der vielen Stationen dieses U-Bahnnetzes, das nicht umsonst als schönstes der Welt angesehen wird.

Noch nicht genug von Russland? Dann geht es von Moskau ganz bequem mit dem Zug in nicht einmal vier Stunden nach Sankt Petersburg. Wer es verwunschener – und günstiger – möchte, nimmt den Nachtzug und steigt abends in Moskau ein und morgens in Sankt Petersburg aus.

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