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Marielle
Ich bin Marielle, 25 Jahre jung, seit rund sechs J …
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48 Stunden in Porto von Portwein bis Pastéis de nata
Porto ist die Stadt, die mir auf meiner zweiwöchigen Portugal-Reise am meisten ans Herz gewachsen ist. Rustikal charmante Altstadt, weniger hektisch und meines Empfinden nach friedlicher als das ebenfalls bezaubernde Lissabon, die wunderschön zu spazierende Strandpromenade entlang des Douro Rivers, Hafenflair, entspannte, freundliche Gesichter, gutes portugiesisches Essen, Portwein und spektakuläre Sonnenuntergänge. Was ihr in Porto tun könnt, wenn ihr 48 Stunden Zeit mitbringt, erzähle ich euch in diesem Artikel.
Erster Halt: Portugiesische Süßigkeiten
Nach meiner Ankunft in Porto, machte ich mich auf zur Trindade-Station, um dort meinen Rucksack in einem der dort verfügbaren Locker zu verschließen. Porto ohne Altlasten und Gepäck zu genießen, kann ich jedem Traveller wärmstens empfehlen. Sprechen wir also lieber über Gebäck..
Süßes Frühstück findet ihr bei der Confeitaria do Bolhao, direkt gegenüber dem kürzlich renovierten Bolhao-Markt. Ich probierte eine Delicia, einem Mandelgebäck mit einer Füllung aus Eigelb und natürlich ein obligatorisches Pastéis de nata, die portugiesische Süßwaren- Spezialität eines Blätterteigtörtchens ebenfalls mit cremiger Füllung und Vanillenote, geschaffen aus viel Eigelb, Milch, Zucker, Mehl und Butter. Wer mag, streut etwas Zimt darüber, der in jedem Café dazu gereicht wird. Ein Pastéis de nata und ein Espresso kosten gerade mal zwei Euro, sind eine süße Sünde und für mich ein wunderbarer Start in den Tag.
Sightseeing in Porto
Weiter geht es zum Fuße des 1763 erbauten, barocken Torre dos Clérigos, zur Aussicht über Porto gibt es jedoch bessere Aussichtspunkte (Serra do Pilar auf der Gaia Seite des Ufers oder Miradouro da Vitória). Vom Turm aus gehe ich weiter zur Sao Bento Train Station, einer der weltweit schönsten Bahnhöfe der Welt. Von außen erinnert das Gebäude an die Belle Epoque, aber innen drin ist der Bahnhof schlicht umwerfend: Die Lobby des Bahnhofs ist geschmückt mit 20.000 Fliesen, die die portugiesische Geschichte erzählen. Der Maler Jorge Calaço hat 11 Jahre gebraucht, um das Kunstwerk Sao Bento zu vollenden.
Direkt gegenüber der Sao Bento Station könnt ihr in den besten Bus der Stadt einsteigen, den 500er. Er bringt euch nicht durch Porto, sondern direkt entlang am Ufer des Douro Rivers, folgt dem Flussufer, zeigt euch die Luís I Bridge, die Porto mit dem gegenüberliegenden Städtchen Gaia verbindet, und bringt euch endlich zum Meer und zu Portos wunderschönen Stränden und Felsabschnitten. Von Matosinhos aus könnt ihr am Strand entlang zurück in Richtung Altstadt flanieren, hier und da Pause machen, die Aussicht genießen. Das Meer zu eurer Rechten, der Stadtpark zu eurer Linken, in den sich ein Abstecher ebenfalls lohnt.
Franceschina zum Mittagessen
Zum Mittagessen wird es deftig: Im Café Santiago in der Nähe der Bolhao-Metro-Station probiere ich ein in Porto typisches Gericht: Franceschina. Ein Besuch in Porto ist nicht komplett, ohne wenigstens zu versuchen, diesen King aller Sandwiche zu bezwingen: fünf Lagen bestehend je nach Variation Toastbrot, Kochschinken, Mortadella, Käse und oben auf einem leckeren Spiegelei und dem I-Tüpfelchen, der Sauce. Die ist von Restaurant zu Restaurant verschieden, besteht typischerweise aus einer Kombi aus Tomate, Bier und Senf, im Café Santiago ähnelt sie jedoch eher einer üblichen, angenehm flüssigen Bratensauce. Ich habe ein Glas Portwein zu meiner Henkersmahlzeit bestellt (Lagrima Blanco) und brav alles aufgegessen. Franceschina wird mit Pommes serviert.
Abends könnt ihr den Sonnenuntergang am Strand, im Jardim de Virtudes, in Cordoria oder von der Gaia Seite des anderen Flussufers aus bewundern.
Willy Wonkas Sardinenfabrik
Der zweite Tag beginnt mit einem Espresso und einem Pastéis de nata bei Manteigaria – Fábrica de Pastéis de Nata in der Rue de Alexandre Braga, fußläufig in zwei Minuten von der Bolhão-Metro-Station zu erreichen (ihr werdet bald merken, Porto selbst ist unheimlich klein und ihr könnt alles ohne Probleme zu Fuß ablaufen), wo ihr den fleißigen Bäckerlein selbst bei der Produktion dieses portugiesischen Hochgenusses zusehen könnt. Manteigaria macht für mich die beste Version Pastéis de Nata. Gleich nebenan findet ihr das Dosenparadies O Mundo Fantastico da Sardinha Portuguesa, Willy Wonkas abgewandelte, aber mindestens genauso kunterbunte Sardinenfabrik.
Von hier aus mache ich mich auf zum Centro Português de Fotografia, angesiedelt in einem ehemaligen Gefängnis. Der Besuch ist kostenlos und neben aktuellen Ausstellungen in antiken Gefängnismauern könnt ihr viel über die Geschichte und verschiedenen Arten und Bedeutung der Kamera (wie cool sind bitte Spionage-Kameras?!) im Lauf der Zeit lernen. Ein Riesenspaß!
Beim Hinausgehen seht ihr zu eurer Linken das blau leuchtende Porto-Typo-Wahrzeichen, das auf ein obligatorisches Foto wartet.
Ich laufe weiter hin zum Crystal Palace Garden, eine schöne Gartenanlage, die einen spektakulären Blick über Porto und das Douvro Ufer bietet, besonders zum Sonnenuntergang und in der man einen romantischen Nachmittag oder Abend oder einfach nur einen entspannten Zwischenstopp einlegen kann.
Auf dem Weg zum Ziel – wobei der Weg natürlich ohne Frage bei einem Städtetrip immer das Ziel ist – kreuze ich die Rua de Miguel Bombarda, die sogenannte Art-Street-Portos, wobei ich mit dieser Bezeichnung vorsichtig wäre, in der sich Galerien häufen, Künstler angesiedelt sind und Portos kulturelle Seite zum Tragen kommt, auch wenn diese mich, ehrlicherweise nicht vom Hocker gehauen hat.
Das schönste McDonald’s Restaurant
Als nächste Station schlage ich McDonald’s vor. Häh, Wie bitte? Ganz genau richtig gelesen, ihr solltet unbedingt das McDonald’s Restaurant in der Praça da Liberdade 126 an der Metro-Station Aliados besuchen. Nur gucken, nicht anfassen! Ihr sollt dort nichts essen – auch wenn Portugal womöglich das einzige Land ist, in dem es Suppe im McDonalds gibt und die Portugiesen ihren Kindern wenigstens ein halbwegs gesundes Gericht andrehen können – sondern die erhalten gebliebene Struktur des historischen Gebäudes und Glasvertäfelungen bewundern: Dieser McDonald’s zählt zu einem der fünf schönsten McDonald’s der Welt. Ich muss sagen: Schon sehr ansehnlich, einmal hereinschauen lohnt sich, aber dann nichts wie wieder raus.
Es wird Zeit, etwas Richtiges zu essen.
Für einen leckeren, nur in Porto zu habenden Streetfood-Snack empfehle ich ein Bifana im Conga (Rua do Bonjardim 314, Metro: Bolhão). Bifana ist ein mit reichlich sautiertem (irgendwo zwischen gegartem und gebratenem, und deshalb so herrlich zartem) Schweinefleisch ausgestattem Sandwich oder besser gesagt Burger-Bun-Brötchen, eingetaucht in eine pikante Sauce. Conga ist die beste Adresse für Bifanas in Porto und dieser Essensspaß kostet euch gerade einmal 2,20 €.
Für traditionelles, sehr gutes und sehr, sehr günstiges, sehr authentisches portugiesisches Essen, empfehle ich Casa Expresso in der Praça de Carlos Alberto 73. Hier könnt ihr Gerichte, damit meine ich einen gut sättigenden Teller für unter 5 € essen. Ich bezahlte für Rojões (Gaumenschmaus garantiertes, immens zartes Schweinefleisch mit Reis und Kartoffeln) 4,50 plus ein Glas Rotwein, eine Flasche Wasser und einen Café landete ich bei 7 €. Hut ab, so ehrliche Restaurants findet man nur noch selten.
(Stadt)Liebe geht durch den Magen
Was Essen auf Reisen angeht, bleibe ich immer meiner Faustregel treu: Wo es zu schön oder für meinen Geschmack zu sehr nach Hipsteria aussieht, da gehe ich aus Prinzip nicht rein, denn für diese vermeintliche Schönheit muss ich garantiert draufzahlen. Aber an Orten wie dem Casa Expresso, die einen nicht auf den ersten, sondern vielleicht erst auf den zweiten, aber ganz sicher auf den dritten Blick ansprechen; wo der Wein fließt, zwei Frauen gut gelaunt die Küche schmeißen, der Besitzer kein Englisch spricht, aber wir uns mit Händen und Lächeln ganz ohne Worte verstehen, an dem die Einheimischen essen, an solchen Orten lernt man eine Stadt wie Porto erst wirklich kennen.