
-
Sandra
Ein schwäbisches Landei zieht es hinaus in die gr …
zum Autorenprofil
Mystisches Chichén Itzá: Der Tag, an dem die gefiederte Schlange herabkriecht
Jedes Jahr im Frühling und Herbst vollzieht sich in der Maya-Ruinenstadt Chichén Itzá in Mexiko ein jahrhundertealtes Spektakel. Wenn Tag und Nacht genau gleich lang sind, steigt der Schatten von Kukulcán, dem Gott der Gefiederten Schlange, die Treppen der Pyramide herab und versetzt Tausende Besucher in Staunen, Faszination und Ehrfurcht. Was steckt hinter dem Phänomen?
Frühling ist die ideale Zeit für einen Mexiko-Urlaub. Nicht nur, weil es in den meisten Regionen angenehm warm, aber nicht überlaufen ist. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán lockt zudem ein ganz besonderes Erlebnis. Zum astronomischen Frühlingsbeginn versammeln sich an der Kukulcán-Pyramide im alten Maya-Ort Chichén Itzá Tausende von Menschen, um die Erscheinung der Gefiederten Schlange zu bestaunen – und zusammen in den Frühling zu feiern. Jedes Jahr findet dieses Spektakel zur Tag- und Nacht-Gleiche zwischen dem 19. und 21. März sowie dem 22. und 24. September statt.
Aber um was genau handelt es sich beim Phänomen der Gefiederten Schlange? Was passiert, wenn auf der Kukulcán-Pyramide der Maya- und Azteken-Gott Quetzalcoatl in Form der Gefiederten Schlange (genaue Übersetzung: Leuchtende Schwanzfederschlange) erscheint?
Übersinnliches Phänomen oder optische Täuschung?
Dieses Jahr fällt das Äquinoktium (spanisch: equinoccio) auf den 20. März sowie den 22. September – das heißt, an diesen Tagen sind Tag und Nacht exakt gleich lang. Die Sonne steht dann genau senkrecht auf dem Äquator. Offiziell wird es in Chichén Itzá am 21. März begangen, an diesem Tag werden die meisten Besucher erwartet. Aber auch am 19., 20. und 22. März ist das Phänomen zu bewundern. Denn nur an diesen Tagen kommt es aufgrund der Sonnenstrahlung und speziellen Schattenbildung auf der Nordseite der Kukulkán-Pyramide zum Schauspiel der Gefiederten Schlange.
Ab ca. 16 Uhr, mit der untergehenden Sonne, geht´s los: Das Licht- und Schattenspiel zwischen Sonne und den neun Pyramidenstufen projiziert ein helles gewelltes Band auf die Außenseite der Pyramidentreppe, das allmählich nach unten wandert und sich dann für einen kurzen Moment mit dem steinernen Schlangenkopf am Fuße der Pyramide vereint. Der Rest der Pyramidenseite liegt im Schatten. So entsteht der visuelle Eindruck, die Schlange würde die Stufen der Kultstätte heruntergleiten. Ab 16.30 Uhr ist der Schlangenkörper Quetzalcoatls in aller Deutlichkeit sichtbar. Nach 45 Minuten ist der Spuk vorbei: Die Gefiederte Schlange löst sich auf und lässt die Zuschauer staunend zurück.
Es sind magische und emotionale 45 Minuten und nicht wenige fallen auf die Knie, die Arme ausbreitend, um die Energie aufzunehmen. Auf der breiten Wiese vor der Nordseite der Kukulkán-Pyramide kannst du sitzen, liegen, stehen, tanzen, oder meditieren – ganz wie du willst. Gemäß alten Traditionen sind viele in weiß gekleidet, das ist jedoch kein Muss. Stehst du auf große Events, kommst du am besten zum offiziellen Schauspiel am 21. März. Magst du es gemütlicher, abseits der großen Menschenmassen, bieten sich die Tage davor und danach an.
Mystische Welt der Maya
Das Phänomen der Leuchtenden Schwanzfederschlange diente schon den Maya als mythische Energiequelle. Da sich die steinernen Schlangenköpfe nur auf der Nordeite der Kukulkán-Pyramide befinden, geht man davon aus, dass die Maya mit der Wahl der Neigungswinkel von Pyramide und Treppe absichtlich auf das Schlangen-Phänomen hingearbeitet haben.
Die weit entwickelten astronomischen und mathematischen Kenntnisse der Maya finden sich an vielen der Bauwerke in Chichén Itzá. So besteht die Kukulkán-Pyramide aus 91 Treppenstufen auf drei Seiten, 92 Stufen zählt die Nordeite. 365 ist die Summe der Stufen, eine Stufe für jeden Tag des Jahres. Im Inneren der Pyramide befindet sich eine kleinere Pyramide mit ähnlichem Grundriss und erst kürzlich drang man zu einer noch früheren Konstruktion durch – Matrjoschka lässt grüßen.
Unesco-Weltkulturerbe und Weltwunder
Die riesige Maya-Ruinenstadt Chichén Itzá ist zusammen mit Teotihuacán eine der wichtigsten archäologischen Stätten in Mexiko. Täglich ziehen ihre Tempel- und Wohnanlagen ca. 8000 Besucher an. 1988 wurde sie zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt, außerdem gehört die Stadt zu den sieben neuen Weltwundern. Erste Besiedelungsversuche gab es 500 v. Chr., der Stadtstaat Chichen Itzá begann aber erst ab dem 6. Jahrhundert zu wachsen. Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert war hier das kulturelle und religöse Zentrum der Maya. Die Spanier fanden nur noch verlassenene Tempel vor – wieso, ist bis heute ein Geheimnis.
Es gibt viel zu entdecken in Chichén Itzá. Das Licht- und Schatten-Spektakel der Leuchtenden Schwanzfederschlange solltest du definitiv ein Mal im Leben gesehen haben. Vielleicht schon im März? Verbinde diesen mystischen Trip tief in die Geschichte Mexikos mit einem Badeurlaub in Mexiko, etwa in den nur ca. 200 Kilometer entfernten Karibikstädten Cancún oder Playa del Carmen – und tauche ein in die faszinierende Welt der Maya.