Montenegro – kleines Land, groß(-artig)e Reise

Montenegro – kleines Land, groß(-artig)e Reise

Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass mir Montenegro bis vor etwa einem halben Jahr so gut wie nichts sagte. Wusste ich auch von seiner Existenz vom Namen her, hatte ich doch keinerlei Vorstellung von dem kleinen Adria-Staat, der an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Kosovo und Albanien grenzt.

Reisebericht

Kleines Land, große Aussicht

Ich wusste nichts über Montenegros Reichtum an Naturschönheiten: Meer, Berge, Flüsse, Seen, nichts von seinen mittelalterlichen Städten, kulturellen Erbe, wunderbaren Fisch, der nur mit ein paar Tröpfchen Olivenöl zubereitet wird und auch nicht, wie preiswert das Land im Vergleich zu seinem allseits gehypten Nachbarland Kroatien ist und wie leicht und günstig es von Deutschland aus zu erreichen ist. Flüge ab Berlin in die Hauptstadt Podgorica gibt es bereits unter 100 Euro, und für die Einreise nach Montenegro benötigt ihr bei einer Aufenthaltsdauer von bis zu 30 Tagen lediglich euren Personalausweis.
Seit seiner Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahr 2006 geht es mit dem kleinen Adria-Staat stetig bergauf. Höchste Zeit also, den EU-Beitrittskandidaten von seinen schönsten Seiten kennenzulernen, solange er noch vom Massentourismus verschont ist.

Klein aber oho

Montenegro hat alles, was das Urlauberherz begehrt: gepflegte, weitläufige Sandstrände, romantische Küstenorte, das kristallklare Wasser der Adriaküste und mediterranes Klima. Wir haben uns direkt am Flughafen von Podgoria einen Mietwagen genommen und uns auf den Weg nach Sutomore einem kleinen Badeort, gemacht, wo wir für eine Woche ein Ferienhaus bezogen. Ein Auto zu mieten lohnt sich, um in dem kleinen, großen Land mobil zu sein – und auch die anderen Schätze des Balkans erreichen zu können.
Vier Personen bezahlten hier für eine Woche zusammen schlappe 90 Euro. Das Ferienhaus verfügte über zwei nebeneinander liegende Apartments, beide mit Balkon und Blick direkt aufs Meer. Aufwachen mit Meeresrauschen, Frühstück mit Blick aufs Wasser, Strandspaziergänge, Sonnenbäder ... oh wie schön ist Montenegro!

Den ersten Tag begannen wir mit einem ausgiebigen Frühstück vom Bäcker vor Ort (die mit Feta oder Fleisch gefüllten Blätterteigspezialitäten sind zum Niederknien) für sagenhafte 3 Euro, das 4 Personen satt machte. Danach machten wir uns auf in die wunderschöne Altstadt von Bar, Staribar, die fast nahezu aus Ruinen besteht, von einer Bergkulisse umgeben ist und sich super für Fotomotive eignet.

Hier gibt es viele kleine Familienbetriebe, die ihre lokalen Produkte verkaufen und oft auch im eigenen Café oder Restaurant anbieten. „Meine Mama baut den Wein selbst an“, erzählte uns der sympathische Besitzer des Restaurants, in dem wir zu Abend aßen – ohne Zucker oder irgendwelche Zusatzstoffe. Kilometer Zero, das bedeutet die Speisen werden ausschließlich aus dem Obst und Gemüse der Umgebung zubereitet, und vollmundiger Geschmack wie man es sonst nur aus Italien kennt.

Hübsche, kleine Badeorte

Petrovac ist ein wunderbarer kleiner Badeort mit Uferpromenade und vielen hübschen Cafés, Bars, Restaurants und Geschäften und 600 Metern Sandstrand. Perfekt für einen Tag am Strand und anschließendem Abendessen mit Blick auf die Küste.

In Ulcinj, nahe der albanischen Grenze, findet ihr den längsten Sandstrand Montenegros und eine optimale Kombination aus Badeurlaub und Sightseeing.

Auf dem Weg von Petrovac in Richtung Budva liegt der wohl meist fotografierte Ort Montenegros: die Hotelinsel Sveti Stefan. Als geborenes Fotomotiv hebt sie sich malerisch vom Blau der Adriaküste ab.

Die Bucht von Budva

Budva ist die älteste Stadt des Landes. In der Bucht von Budva liegen elegante Yachten vor Anker und die berühmte Altstadt, die von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben ist, steht ihrer historischen Bauten wegen (der Glockenturm stammt aus dem Jahre 1867) unter Denkmalschutz. Montenegros mittelalterliche Städtchen führen uns zurück in die Vergangenheit.

Nationalstolz Kotor

Doch es kommt noch besser: die Bucht von Kotor ist mit ihrer fjordähnlichen Schönheit der ganze Stolz des Landes. Steile Berghänge und ein stark verzweigter Küstenverlauf prägen das Landschaftsbild. Die fast 30 Kilometer lange Bucht von Kotor ist wirklich von atemberaubender Schönheit.

Kulturelle Sehenswürdigkeiten, traumhafte Buchten und schneebedeckte Bergspitzen reihen sich in Montenegro aneinander. So ist es nicht ungewöhnlich bei Sonnenschein loszufahren und nach einer Tunneldurchfahrt im Schnee rauszukommen. Kotors autofreie Altstadt mit mittelalterlicher Siedlung, imposanter Stadtmauer, Burg und Stadttor, durch das man in die Stadt eintritt, wurde 1979 zum Weltkulturerbe erklärt.

Eine fantastische Aussicht auf Kotor und den Fjord haben Touristen von der Festung, die sich über der Stadt erhebt.

Nachdem ihr die Festung erklommen habt, könnt ihr euch in der Altstadt mit einem selbstgebackenen, herrlichen Stückchen Kuchen im Café Forza belohnen. Oder ihr seid wie wir und belohnt euch mit drei Stücken, um ja nichts zu verpassen und bestaunt anschließend den Sonnenuntergang an der Bucht von Kotor.

Postkartenmotiv Perast

Nur 10 Minuten von Kotor entfernt liegt die Altstadt von Perast. Einst ein florierendes Seefahrerzentrum sind die venezianischen Einflüsse bis heute erhalten. Mit seinen prunkvollen Villen und den zwei kleinen Klosterinseln Sveti Dorde und Gospa od Škrpjela ist Perast bereits von Weitem eine Augenweide und lädt mit italienischen Flair und den meisten Sonnenstunden im Jahr zum ausgiebigen Schmausen und Schlendern ein.

Nur zwei Stunden bis nach Kroatien

Mit dem Auto erreicht man Dubrovnik von Montenegro aus in rund zwei Stunden. Von der Künstlerstadt Herceg Novi setzt man mit der Autofähre nach Kroatien rüber und kann ohne Probleme zwei (oder mehr) Länder in einem Urlaub erleben – selbst bis nach Italien sind es mit dem Boot nur fünf Stunden – und mit dem Auto an der Künste entlang ein Balkanland nach dem Anderen erkunden. Auf dem Weg sehen wir sehr viele Hotels, es wird gebaut und gestoppt, es tut sich etwas in Montenegro. Deshalb lohnt es sich, Montenegro schnell zu entdecken, solange es noch ein Geheimtipp fernab vom Massentourismus und weitestgehend unentdeckt ist. Denn zumindest bis zum heutigen Tage gehört Montenegro (noch) zu den relativ unbekannten Urlaubsländern des Balkans.

Nationalparks und die tiefste Schlucht Europas

Aktivurlauber kommen in Montenegro voll auf ihre Kosten: der Lovcen Nationalpark beheimatet das höchstgelegene Mausoleum der Welt. Eine Wanderung zum Njegos Mausoleum lohnt sich und endet mit einer fabelhaften Aussicht.

Der Durmitor Nationalpark ist zu jeder Jahreszeit ein Vergnügen – im Frühjahr, Sommer und Herbst lädt er zum Wandern durch Natur pur ein, im Winter fährt man Ski. Wenn ihr auf gute Aussichten hofft, so werdet ihr nicht enttäuscht. Das UNESCO Weltnaturerbe beeindruckt mit der 1300 Meter tiefen Tara-Schlucht, die tiefste ihrer Art in Europa.

Wandern macht hungrig: wieder zurück in Sutomore genießen wir unfassbar leckeren Fisch vom Grill im Sea Fort Hotel. Das Essen schmeckt köstlich und gegessen wird natürlich mit Blick aufs Meer.

Bevor ihr euch wieder auf den Rückweg gen Heimat begebt, solltet ihr auf der Fahrt zum Flughafen unbedingt beim Skutarisee Halt machen, eines der letzten unentdeckten Naturparadiese Europas mit der wohl vielfältigsten, seltensten Tier- und Pflanzenwelt.

Zurück in Berlin, kann ein Besuch beim Fischrestaurant Lesendro in Prenzlauer Berg das Fernweh und die Sehnsucht nach Meer und frischem Fisch zumindest für einen Abend stillen. Hier kocht der Inhaber Vlado so, wie es ihn seine montenegrischen Wurzeln gelehrt haben.

Einige unserer Kooperationspartner

  • made with ♥