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Ina
Gebürtig aus dem Ruhrpott, zog es mich seit jeher …
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Ursprung eines Kultes: Mate – eine argentinische Tradition
Das Aufbrühen von Mate ist ein fest verankertes Brauchtum im argentinischen Alltag und seine Zubereitung und sein Genuss gleicht oft einem Ritual. Das liegt daran, dass die Handhabung des Mate streng kodifiziert ist. Wenn du zum ersten Mal einen Mate angeboten bekommst, scheint es so, als würde alles unsichtbaren Regeln folgen, gegen die du als unwissender Fremder aller Wahrscheinlichkeit nach verstößt – und von den Anwesenden als „Gringo“ belächelt wirst. Was hat es mit dem Mate-Kult auf sich und was kannst du tun, um beim nächsten Mal besser dazustehen?
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Allgemeine Reiseinfos
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Geschichten aus Argentinien
Überall in Argentinien trinkt man Mate. Die Tradition zieht sich durch alle sozialen Klassen und Altersschichten. Sie lockert die Atmosphäre auf, regt Diskussionen an, festigt Freundschaften und hilft, die Zeit totzuschlagen. Manche trinken ihn morgens, andere nachmittags, aber kein normaler argentinischer Tag darf ohne Mate vergehen. Das Schöne daran ist, dass in einer Mate-Runde alle gleichberechtigt sind – egal, ob der Präsident der Nation neben einem sitzt oder der Obdachlose des Viertels. Die Argentinier konsumieren aktuellen Statistiken zufolge mehr als 6kg Mate und damit mehr als 100 Liter Mate-Tee pro Kopf in einem Jahr.
Die Mate-Kräuter: „la yerba“
Die Mate-Kräuter werden aus dem Mate-Strauch gewonnen. Es ist die gleiche Pflanze, die auch für die Herstellung des Getränks Club Mate benutzt wird. Allerdings ist der Geschmack sehr verschieden. Ein guter Mate ist bitter und erinnert an extrem starken grünen Tee. Die Kräuter haben eine digestive Wirkung, deshalb wird Mate gern nach dem Essen zubereitet. Sie sind außerdem harntreibend, entschlackend und aktivierend. Im Handel heißen sie „yerba buena“ oder „yerba mate“. Ein durchschnittlicher argentinischer Supermarkt bietet nicht weniger als eine halbe Regalreihe verschiedenster Mate-Sorten an. Der typische argentinische Mate ist „con palo“, was bedeutet, dass er nicht so fein gesiebt ist wie die Variante „sin palo“. Mittlerweile gibt es unzählige verschiedene Mate-Sorten wie etwa einen milden Mate oder einen Mate mit Minzgeschmack. Normalerweise kauft man die Mate in 500gr oder 1kg-Packungen, aber für die Unersättlichen gibt es auch Vorratspackungen von 5kg oder mehr. In Argentinien kostet ein halbes Kilo etwa 30 Pesos, also knapp über 1 Euro. Ein importiertes Paket findet man hierzulande in entsprechenden Lebensmittelfachgeschäften für etwa 5-6 Euro.
Das Mate-Gefäß: „la calabaza“
Das Gefäß, aus dem der Mate getrunken wird, ist zumeist eine sogenannte Kalebasse, die aus einem ausgehöhlten und getrockneten Kürbis hergestellt wird. In ihr werden die Mate-Kräuter aufgegossen, sodass jeweils nur ein paar Schlucke des Teegetränks entstehen. Deswegen wird der Mate immer wieder neu aufgegossen und herumgereicht. Das Mate-Gefäß, meist „mate“ oder „calabaza“ genannt, ist immer rundlich. Je nachdem, aus welchem Teil des Kürbisses das Gefäß hergestellt wurde, ist die Öffnung entweder etwas breiter oder etwas schmaler als der Rest der Kalebasse. Aber es gibt noch viele weitere Mate-Gefäße, zum Beispiel aus Holz, Plastik, Keramik oder Silikon. Einige von ihnen besitzen eine flache Unterseite, sodass sie abgestellt werden können, andere Gefäße werden zu diesem Zweck mit einem Drahtgestell versehen. Vor dem ersten Gebrauch muss die Kalebasse einer speziellen Prozedur unterzogen werden, damit der Mate später keinen Beigeschmack des Materials hat. Das nennt man „curado“, etwa Heilung oder Behandlung. Um deinen Mate einzuweihen, brauchst du ihn nur mit gebrauchten Mate-Kräutern und heißem, aber nicht kochendem Wasser zu befüllen und einen Tag stehen lassen. Danach spülst du ihn gründlich aus und wiederholst die Prozedur ein paar Mal.
Der Trinkhalm: „la bombilla“
Kein Mate ohne Bombilla! Die Bombilla ist ein langer, spezieller Trinkhalm, durch den der Mate-Tee getrunken wird. Der untere Teil hat sehr kleine Löcher oder Schlitze, die dafür sorgen, dass die Kräuter beim Trinken herausgefiltert werden. Eine Bombilla besteht typischerweise aus Metall. Qualitativ hochwertigere Bombillas sind aus rostfreien Metallen gemacht oder mit Silber veredelt. Inzwischen gibt es sogar Bombillas aus Holz.
Mate-Varianten
Kinder trinken meist kein Mate, da das Getränk relativ stark ist. Für sie gibt es „Mate cocido“: Ein kleines Häufchen Mate-Kräuter wird wie ein normaler Tee aufgegossen und mit Milch und Zucker versetzt. Zucker fügen manche Argentinier übrigens auch in das Mate-Gefäß hinzu, damit der Mate nicht so bitter schmeckt – teilweise sogar bei jedem Aufgießen! Wenn dir das zu süß ist und du als echter Mate-Kenner dastehen willst, beantwortest du die Frage: „¿Amargo o dulce?“ („Bitter oder süß?“) natürlich mit: „¡Amargo!“.
Mate trinken – Das Ritual
Nur eine Person ist für die Vorbereitung des Mates zuständig. Da das Argentinische für diesen Prozess ein eigenes Wort kennt (cebar mate – Mate aufbrühen), heißt diese Person „cebador“. Der Cebador erhitzt das Wasser auf ca. 80°C. Traditionellerweise geschieht dies in einer Teekanne über dem Feuer, in modernen Haushalten gibt es spezielle Wasserkocher mit Mate-Funktion. Dann wird das Wasser in eine Thermoskanne gefüllt oder auf dem Gasherd immer wieder etwas nachgewärmt. Der Cebador befüllt das Mate-Gefäß zu etwa drei Vierteln mit Mate-Kräutern, deckt das Gefäß mit der Hand ab, hält es verkehrt herum und schüttelt es ein paar Mal kräftig. Dadurch gelangt das feine Pulver nach oben und verstopft später nicht die Bombilla. Als nächstes wird das Gefäß an einer Seite so angeklopft, dass die Kräuter dort etwas höher liegen. Nun füllt der Cebador ein bisschen Wasser an der niedrigen Seite ein, damit die Kräuter nicht an der Bombilla klumpen, und steckt dort den Trinkhalm hinein. Jetzt kann das Mate-Gefäß zum ersten Mal voll befüllt werden, was bedeutet, dass solange heißes Wasser nachgefüllt wird, bis die Kräuter sich vollgesogen haben und zu schwimmen beginnen. Nur das Häufchen auf der einen Seite bleibt trocken und sorgt später, wenn die restlichen Kräuter schon etwas ausgewaschen sind, für etwas frischen Geschmack. Der Cebador brüht als einziger den Mate auf, trinkt selbst den ersten und reicht die weiteren dann im Uhrzeigersinn oder nach Lust und Laune herum. Wenn du an der Reihe bist, sag auf keinen Fall „Gracias“ – erst, wenn du keinen Mate mehr trinken möchtest, sagst du Danke. Trink den Mate in kleinen Schlucken, bis er komplett leer ist, versuche aber, die Schlürfgeräusche am Ende zu vermeiden! Der Mate-Tee verliert mit wiederholtem Aufgießen seine Stärke und ist nach einigen Runden ausgewaschen („lavado“). Dann beendet der Cebador die Runde, indem er die Kräuter auskratzt und das Gefäß auswäscht.
Viel Spaß bei deiner nächsten Mate-Runde!