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Steffi
Direkt nach der Schule zog es mich in die Ferne un …
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Ein außergewöhnlicher Tag auf Lanzarote – auf den Spuren von César Manrique
Was gibt es schöneres, als im grauen, kalten und nassen Dezember in die Sonne zu fliegen? Nicht weit weg und nicht sehr teuer bieten sich da die Kanaren an. Wie wäre es mal mit Lanzarote? Insel der Feuerberge!
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Allgemeine Reiseinfos
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Wenn Ihr nach Lanzarote fliegt, möchte ich Euch meinen absoluten Top-Tipp, mein Must-do und ein echt außergewöhnliches Highlight verraten: mietet Euch ein Auto, startet früh und verbringt einen Tag mit dem Visionär César Manrique! Ihr steht nicht auf Kunst, Architektur, Naturschutz, Gärten und Museen? Haha – keine Sorge, ich habe auch nicht gerade Kunsthistorik studiert oder bin eine große Museumsgängerin, aber das, was der Künstler Manrique auf der Insel hinterlassen hat ist wirklich einmalig, außergewöhnlich und wunderschön!
Manrique liebte „seine“ Insel und hat sie vor Massentourismus geschützt: in den 60er Jahren beispielsweise setze er durch, das kein Gebäude auf der Insel höher sein durfte als eine Palme (entspricht 3 Stockwerken) und so gibt es auf der ganzen Insel nur ein einziges Hochhaus - das „Gran Hotel“ in Arrecife, das schon vor dieser Regelung fertiggestellt wurde . Inzwischen wurde dies aber wieder ein wenig gelockert… César Manrique hat Kunstwerke geschaffen, die sich in die Natur einfügen und sie erhält.
Wohnen in Lavablasen
Los geht’s in der Inselmitte – wir fahren die erstaunlich gut ausgebauten und menschenleeren Straßen entlang in einen kleinen Ort namens Tahiche, auf halber Strecke zwischen der Inselhauptstadt Arrecife und Teguise. Dort befindet sich die Stiftung (= „Fundación Manrique“), sein ehemaliges Wohnhaus. Schon die Geschichte klingt absolut irre: Manrique sah auf einem brach liegenden schwarzen Lavafeld einen einzelnen Baum wachsen und beschloss, genau dort sein Wohnhaus aufzubauen – der Ort, an dem sich ein zartes Pflänzchen seinen Weg durch den verbrannten und vermutet toten Boden gesucht hat, schien optimal zu sein. Beim Bau fand er dann fünf unterirdische Lavablasen, die bei den verheerenden Vulkanausbrüchen im 18. Jahrhundert, die ein Viertel der Insel unter sich begraben hatten, entstanden sind. Diese Lavablasen hat Manrique zu Wohnräumen umgestaltet und in den Hausbau integriert - dabei herausgekommen ist ein faszinierendes Haus – ich kenne absolut nichts vergleichbares, bin begeistert und sprachlos!
Kaktusgarten
Nachdem ich meine Fassung wieder erlangt habe, geht’s weiter Richtung Norden nach Guatiza in den Kaktusgarten. Dieses war Manriques letztes Werk und er hat der Insel damit eine grüne Oase inmitten der schwarzen Landschaft hinterlassen: Lanzarote erlebt nicht viel Regen und daher wirkt die Insel eher karg und es ist nicht viel „Grün“ zu sehen. Die Inselbewohner haben sich auf den „Trockenanbau“ spezialisiert: Vulkanasche heizt sich tagsüber auf und zieht sich nachts die Feuchtigkeit aus der Luft und speichert sie. So ist es überhaupt auf der Insel möglich Wein und ein wenig Gemüse anzubauen. Der Kaktusgarten beherbergt 1300 verschiedene Pflanzen, kleine Wasserstellen, angelegt auf wasserspeichernden Lavasteinen und geformt wie ein Amphitheater – alles scheint so natürlich und ineinander über zu gehen. Ein wunderbares Fleckchen Erde!
Albinokrebse und Lavatunnel
Immer weiter der Straße gen Norden folgend, kommt Ihr zu den „ Jameos del Agua“ - ein Lavatunnel, der halb eingestürzt war und von Manrique zum Kulturzentrum um- und ausgebaut wurde. Abgesehen von der faszinierenden Umgebung befindet sich noch ein Mysterium in der Höhle: in ihr liegt ein unterirdischer See, in dem ein Albinokrebs lebt, der ansonsten ausschließlich in einer Tiefe von 2000 Metern lebt. Bis heute konnte nicht eindeutig bewiesen werden, warum der Albinokrebs sich auf Lanzarote den Menschen zeigt...
Außerdem liegt in der Grotte ein Konzertsaal, der eine wahnsinnige Akustik bieten soll – leider war es mir noch nicht vergönnt, dort ein Konzert mitzuerleben – vielleicht zu Eurer Reisezeit?
Wo der Junge sein Lachen verkauft hat
Wir fahren noch einmal weiter gen Norden und landen am nördlichsten Punkt der Insel: Mirador del Rio. Wenn sich das für Euch jetzt nach vielen Stunden im Auto und langen Fahrten anhört: Lanzarote ist an der längsten Stelle gerade einmal 60 km lang… Von hier habt Ihr einen wunderbaren Weitblick über den Atlantik und auf die 3 unbewohnten Inseln Montana Clara, Alegranza und Roque del Este, sowie auf die kleinste bewohnte kanarische Insel La Graciosa (die im übrigen auch einen Ausflug und eine Radtour wert ist!!). Der Bau selbst fügt sich dezent in die Landschaft ein, Manrique hat alle Räume, Treppen, ja selbst den Parkplatz rund gestaltet.
Wenn Ihr in meinem Alter seid und auch Fans der ersten Stunde der ZDF-Weihnachtsserien, dann wird Euch dieser Ort bekannt vorkommen: der Aussichtspunkt war Hauptquartier des Barons und hier hat Tommi Ohrner sein unverwechselbares und ansteckendes Lachen verkauft…
LagOmar
Zum Ende des Tages geht es nun wieder Richtung Süden, nahe dem Ausgangspunkt des heutigen Tages: nach Nazaret, gleich um die Ecke von Teguise. Dort befindet sich noch ein von Manrique gestaltetes Wohnhaus und auch dieses hat eine irre Geschichte: entworfen und gebaut wurde es für den Immobilienhändler Sam Benady. In den 70er Jahren kam Omar Sharif für Dreharbeiten auf die Insel, er war fasziniert von dem Gebäude und kaufte es. Allerdings war er auch ein Spieler und nur wenige Tage später gewann Benady das Haus bei einem Bridgespiel zurück… seitdem wird das Gebäude LagOmar genannt.
Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll: es ist ein kleines Paradies, ein detailverliebtes Puzzle aus Steinen, Wohnräumen, dem Pool, Nischen, ach es ist wunderschön! Wenn Ihr es schafft, kommt zum Sonnenuntergang, dann erlebt Ihr es sowohl im Hellen, als auch in der Dunkelheit. Bleibt, bis die Bar „La Cueva“ öffnet und diesen magischen Ort mit herrlichen Klängen füllt und gute Cocktails serviert und schreibt mir, wenn ich Euch nicht zu viel versprochen habe und dies der absolut perfekte Abschluss für einen abwechslungsreichen und schönen Urlaubstag ist!