
-
Evelyn
Mein Name ist Evelyn und ich bin süchtig; nach Ab …
zum Autorenprofil
Ein Ausflug zu den Seehundbänken
Willi ist der Schlaubi Schlumpf unter den Robben. Während andere Robben den Meeresboden nach Plattfischen (die mögen sie am liebsten) absuchen, besucht Willi bei Hunger den Hörnumer Hafen auf Sylt.
Willi und andere Robben
Früher hat sich Willi über die Fangreste hergemacht, die die Krabbenfischer nach ihrer Rückkehr vom Meer über Bord in den Hafen schmissen. Heute sind es die Hörnumer selbst und die Touristen, die Willi das Fett unter die Haut füttern. Willi ist mittlerweile eine Berühmtheit. Diverseste Zeitungen und sogar das ZDF berichteten bereits über sie.
Um Willis Artgenossen beim Faulenzen zuzusehen, besteige ich an einem sonnigen Mittwoch eines der Adler Schiffe, die ab Hörnum von Mitte März bis Mitte Oktober teilweise mehrmals täglich in See stechen, um zu den Seehundbänken zu schippern.
Ein Fahrt mit Burkhard und Marlene von der Schutzstation Wattenmeer
Nachdem das Schiff mit ordentlichem Hupen den Hafen verlassen hat und der Hörnumer Leuchtturm auf Millimeter Größe geschrumpft ist, werden wir Mitreisenden von Marlene und Burkhard, zwei Mitarbeitern der Schutzstation Wattenmeer an Bord begrüßt. Ich bin fasziniert von den beiden. Während die (wahren und Möchtegern-) Jugendlichen in Berlin den neusten Modetrends folgen und Praktika in angesagten Clubs machen wollen, macht Burkhard bei den Wattenmeer Helden sein freiwilliges soziales Jahr und Marlene ein Praktikum.
Marlene und Burkhard erklären den weiteren Ablauf der Fahrt. Kaum ist ihre Rede beendet, wird am Heck des Schiffes ein Fangnetz zu Wasser gelassen. Burkhard schöpft mit einem an einem dicken Tau hängenden Eimer Meerwasser und kippt es in das große und das kleine Becken, welche auf einem Tisch hier an Deck stehen.
Seesterne und Seeschnecken
Der Fischer zieht kurz darauf den Netz an Bord und kippt den Inhalt in das große Becken. Marlene und Burkhard sortieren die Seetiere aus, über die wir gleich etwas lernen sollen. Marlene erhält das Wort und erklärt uns staunender Menge allerhand über Seeschnecken, Krabben und Seesterne. Der Seestern, den wir sogar in die Hand nehmen dürfen, ist toll. Er geht Reih um. Noch im Seestern-Taumel, merke ich gar nicht, dass die Dame von links mir plötzlich eine riesige Seeschnecke in die Hand drückt. Ich hasse Schnecken. Und als die auch noch raus gekrochen kommt und zusätzlich ihren langen Nasenfühler rausstreckt (für mich natürlich weniger in Zeitlupe als in Windeseile), lasse ich sie beinahe vor Schreck fallen.
Am Ziel: Die Seehundbänke
Ich schaffe es, die Seeschnecke noch schnell an den kleinen Jungen neben mir weiterzugeben. Der juchzt wenigstens direkt vor Freude. Somit haben alle Tierchen überlebt. Denn nach der kleinen Show, werden sie natürlich wohlgehütet wieder ins Meer zurück gelassen.
Ein paar Wellen weiter erreichen wie die Seehundbänke. Dicke lange Robben und Seehund Würste liegen da in Sonne und lassen sich brutzeln. Wir haben Glück, denn an Tagen an denen das Wasser höher steht, sind die Bänke manchmal überspült und man müsste nach schwimmenden Seehunden Ausschau halten. Aha, da winkt auch gerade einer zur Reeling hoch.
Die Seehunde
Zurück zu den Faulenzern da auf der Sandbank: „Was machen die denn dort ganzen Tag?“, lautet meine Frage. Die Antwort ist simpel und sympathisch zugleich: Die sonnen sich tatsächlich. Durch die Sonne produzieren die Tiere Vitamin D, welches ihr Fell schön macht, beziehungsweise funktionsfähig hält, wenn sie mit ihren feinen Häarchen auf Schwingungen bei der Nahrungssuche reagieren. Außerdem sind die Bänke auch eine Art Geburtsstation. Hier kommen die jungen Seehunde und Robben zu Welt. Wenn die Bänke jedoch überspült werden, kann es sein, dass ein Jungtier aufs Meer hinaus und letztlich an den Strand gespült wird. Leider sind Seehund-Mütter nicht sehr treu. Ihnen ist das egal. Die Kleinen heulen dann wie verrückt (daher der Name Heuler) und leider vergebens nach ihren Müttern. Mitarbeiter der Schutzstation sammeln die Tierchen dann ein, päppeln sie auf und schicken sie in die große weite Meereswelt hinaus, wenn sie kräftig genug sind.
Gemächlich schippern wir noch einige Minuten um die Seehundbänke herum, bis wir uns zurück auf den Weg in den Hörnumer Hafen machen. Mal gucken, ob Willi schon auf uns wartet.
Wenn Ihr eines Tages nach Hörnum kommt, gebt Willy einen Klatsch in die Flosse von mir. Gut, und vielleicht noch einen kleinen Fisch von Fisch Matthissen dazu.
Vielen Dank an Adler Schiffe für diesen wundervollen Ausflug. Wenn es mit dem Schreiben mal nicht weitergehen sollte, mache ich ein Praktikum bei euch oder den Wattenmeer Schutz Kollegen.