Mompiche, der wohl gechillteste Ort Ecuadors

Mompiche, der wohl gechillteste Ort Ecuadors

Man könnte meinen, im Fischerdorf Mompiche im Norden Ecuadors sei die Zeit stehen geblieben. Alles ist ruhig, Stress ist ein Fremdwort und die Tage bestehen aus Strand, Essen und Sonnenuntergängen.

Reisebericht

Da will ich auch hin!

Im Winter in Ecuador Urlaub zu machen, war vielleicht nicht meine schlauste Idee. Ich hab nicht nur keine minusgradädaquate Kleidung dabei, ich habe vor allem auch keine Lust auf Reiseziele, die nicht mindestens 20 Grad warm sind. Deswegen streiche ich die mir oft empfohlenen Städte wie die Hauptstadt Quito oder den Wallfahrtsort Banos von der Liste und mache mich stattdessen nach einem Zwischenstopp im Nebelwald direkt auf nach Mompiche.

Das kleine Surferdorf liegt wenige Kilometer oberhalb der Äquatorlinie und ist nicht einfach zu erreichen, wie ich feststellen muss: Mit dem Taxi kommen wir noch ganz easy zum Busbahnhof, wo bereits der Bus startklar ist, der uns zu einem weiteren Umsteigepunkt bringen soll. Die ecuadorianischen Busfahrer tun wie immer so, als ginge es um Leben und Tod, als sie ums die Rucksäcke entreißen und uns in den Bus scheuchen, der bereits angefahren ist. Irgendwann werden wir uns bei einer dieser Umsteigeaktionen nochmal alle Knochen brechen, kommentiert meine Freundin, als wir endlich einigermaßen sicher im Sitz versinken.

Es gibt weder Supermarkt noch Geldautomat

Den Bahnhof, an dem wir umsteigen müssen, verschlafen wir und werden deshalb nach Esmeraldas, noch weiter im Norden des Landes, geschickt, von wo wohl noch Busse nach Mompiche fahren. Dort angekommen und am Ende unserer Kräfte, erklärt man uns, dass erst am nächsten Morgen wieder ein Bus nach Mompiche fährt. Wir checken in einem überteuerten Hotel mit nicht-funktionierender Klimaanlage direkt am Busbahnhof ein und haben eigentlich schon jetzt genug von der ganzen Mompiche-Idee. Die defekte Klimaanlage hat aber immerhin ein Gutes: Bei der drückenden Hitze können wir nicht wirklich schlafen und stehen freiwillig um sechs Uhr auf.

So bekommen wir gleich um sieben den ersten Bus und sind schon gegen zehn Uhr in Mompiche – endlich. Nachdem wir im Hotel eingecheckt sind, machen wir uns gleich auf eine Erkundungstour durch das kleine Fischerdorf. Es gibt weder einen Supermarkt noch einen Geldautomaten, dafür aber einen kilometerlangen, weißen Sandstrand, süße kleine Restaurants und jede Menge freundliche Leute. Nach einer anstrengenden Anfahrt machen wir das, was man in Mompiche anscheinend immer tut: Nichts.

Atemberaubend schöne Sonnenuntergänge

Am ersten Abend begnügen wir uns damit, den Sonnenuntergang, der von einem leichten Gelb zu Tiefrot übergeht, zu beobachten. Am nächsten Tag wollen wir zu einem der wohl schönsten Strände hier in der Gegend, dem Playa Negra. Dazu müssen wir eine einstündige Wanderung unternehmen, die uns den Hauptstrand entlang und dann über hellgrüne Kuhweiden wie aus einem Bilderbuch für Kinder führt. Als wir den Playa Negra erreichen, können wir den Hype um den Strand aber nicht wirklich nachvollziehen: Der Wellengang ist viel zu stark, als dass man schwimmen gehen könnte, und es gibt weit und breit keine schattenspendenden Palmen.

Pechschwarzer Strand

Das einzig Coole ist der tatsächlich pechschwarze und leicht glitzernde Sand des Strandes, aus dem ich eine Burg baue und meiner sonnenunempfindlichen Freundin danach verkünde, dass ich nun weiter muss – und zwar in den Schatten. Wir schleppen uns zurück zur Hauptstraße, folgen verwirrenden Schildern, die in Richtung Botete (angeblich ebenfalls ein Traumstrand) weisen, und landen schließlich auf einem Militärgelände. Ein freundlich wirkender Soldat mit einem riesigen Maschinengewehr fängt uns ab und erklärt uns den richtigen Weg nach Botete. Es handelt sich um eine kleine Insel, die jetzt bei Flut nur mit dem Boot zu erreichen ist. Die Flut war wohl auch der Grund, warum wir den Playa Negra nur semi-überzeugend fanden, erläutert uns ein Taxifahrer später.

Die Suche nach dem perfekten Strand hat sich gelohnt

Als wir dann aus dem Boot steigen, werden wirklich alle Träume wahr: Endlich ein normaler, langer Sandstrand mit einem ruhigen Meer, in dem man schwimmen kann. Und dazu jede Menge schattenspendende Palmen! Wir werfen unsere Handtücher auf den Boden und beginnen direkt mit einer ausgiebigen Siesta. Frisch ausgeruht geht es dann ins Meer und anschliessend in unsere persönlichen heißen Quellen: Die Flut hat zwischen kleineneren Sandbänken am Strand Pfützen gebildet, die nun Badewannentemperatur haben. Mit einem Buch betrachten wir von dort den Sonnenuntergang, ehe es zurück nach Mompiche geht.

Jahrhunderte alter Baum

Am nächsten Tag wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen. Also entscheiden wir uns, den Strand direkt in Mompiche aufzusuchen. Der liegt perfekterweise nicht nur nur fünf Minuten von unserer Unterkunft entfernt sondern auch in einer Bucht, die die stärksten Wellen abhält. Und: Wir sind fast die einzigen Gäste! In der Bucht kann man laut unseres Rezeptionisten einen Hunderte Jahre alten Baum sehen, den wir kurz anschauen, ehe wir uns ins Meer stürzen. Direkt am Strand befindet sich auch ein kleines Tierheim, dessen Hunde, Katzen, Pferde und Co. man für eine kleine Futterspende ansehen kann. Lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen! Nach einer Runde Tierknuddeln betrachten wir noch den wieder einmal wunderschönen Sonnenuntergang, ehe es zurück ins Hotel geht. Viel mehr macht man eigentlich nicht in Mompiche: Strände aufsuchen, Sonnenuntergänge ansehen, essen. Tranquilo. Wenn es morgen weiter die Pazifikküste runter geht, werden wir einige Zeit brauchen, um uns wieder an die Hektik im Rest des Landes zu gewöhnen. Aber jetzt wissen wir ja, wo wir Ruhe und Abgeschiedenheit finden.

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